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Sie reden nicht nur klug, sondern sie tun auch etwas

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Mehr als 1000 Entwicklungshelfer hat der Österreichische Entwicklungsdienst bisher in Länder der Dritten Welt entsandt. Wie vielfältig die Einsätze sind, zeigen die folgenden Beispiele.

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Mehr als 1000 Entwicklungshelfer hat der Österreichische Entwicklungsdienst bisher in Länder der Dritten Welt entsandt. Wie vielfältig die Einsätze sind, zeigen die folgenden Beispiele.

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Modellgärten in Bergen Perus

Huaraz ist die Hauptstadt des Departements Ancash und von Lima, der Hauptstadt Perus, in etwa achtstündiger Autobusfahrt auf asphaltierten Straßen erreichbar. Die Hochlandstadt ist von kleinen Dörfern umgeben, in denen Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle ist.

Die Pfarre Belen am Stadtrand von Huaraz führt seit sieben Jahren ein Unterstützungsprogramm für die umliegenden Kleinbauern durch. 160 Mitglieder haben sich diesem Programm angeschlossen.

Die Pfarre ersuchte den OED um personelle Unterstützung. Ziel der ÖED-Mitarbeit in diesem Projekt ist die Förderung der bäuerlichen Gemeinschaften. Die Produktionsgrundlagen sind nämlich schwierig, aber für den Anbau von Kartoffeln, Gemüse, Mais und Weizen geeignet.

Durch Beratung der Dorfgemeinschaften, vor allem in der Anlage von Gartenkulturen (Düngung, Bewässerung, Schädlingsbekämpfung), Verbesserung des Kartoffelbaus, Anlage von Modellgärten, Ausbüdung von lokalen Landwirtschaftsberatern für die entlegenen Dörfer und durch Unterstützung beim Absatz der Erzeugnisse soll die Situation verbessert werden.

Das für den Einsatz verantwortliche Ehepaar Maria und Anton Speiser hat auch mit Programmen für Frauen und mit Sozialarbeit begonnen. Hier sollen die Bemühungen ausgebaut werden: Alphabetisierung Erwachsener, Förderung der Vorsorgemedizin ...

Lieber schulen als managen

Für die Wartung, Reparatur sowie für die Schaffung von Neuanlagen an öffentlichen Gebäuden (Spitälern, Schulen, Kliniken, usw...) gibt es im Bautenministerium von Zimbabwe fachspezifische Abteilungen. In der Abteilung für Elektrotechnik für die Mashona Rural Province (im Norden Zimbabwes gelegen, ist sie größer als Österreich) gibt es etwa 60 Elektriker, von denen kein einziger voll ausgebildet ist.

Der Mangel an qualifizierten Facharbeitern stieg nach der Unabhängigkeit sprunghaft an, da früher Fachausbildung in der Regel der weißen Bevölkerung vorbehalten war. Nach der Unabhängigkeit haben aber viele Weiße das Land verlassen oder sie haben — soweit sie in Zimbabwe geblieben sind - die besser bezahlten Posten in der Privatwirtschaft angenommen, statt in den Staatsdienst einzutreten.

Istvan Polak hat als ausgebildeter Elektroinstallateur ein breites Aufgabengebiet in dieser Abteilung vorgefunden: Mit einem Team lokaler Mitarbeiter hat er die Aufgabe, Wartungsarbeiten und Reparaturen an elektrischen und elektrotechnischen Geräten und Anlagen in Mashona Rural Province durchzuführen. Seine Arbeit umfaßt auch die Planung, Erstellung von Kostenvoranschlägen und Gutachten für Neuanlagen.

Die Zunahme von Managementaufgaben liegt nicht gerade im

Sinne des Entwicklungshelfers, der sich mehr Zeit für die unmittelbare Ausbildung der lokalen Mitarbeiter wünscht.

Probleme gibt es neben dem schon erwähnten Mangel an qualifiziertem Personal in erster Linie durch schlechte Transportausstattung sowie durch chronischen Geldmangel. Nicht leicht ist auch die Zusammenarbeit mit einigen weißen Mitarbeitern der Abteilung, die den „guten, alten Tagen” nachtrauern.

Im Seewinkel des Viktoriasees

In Kenia gibt es eine große Anzahl von sogenannten Harambee-schulen, das sind von lokalen Elternkomitees gegründete und fast zur Gänze aus eigenen Mitteln und privaten Zuschüssen erhaltene Sekundärschulen.

Der Staat übernimmt solche Schulen erst dann in seine (auch finanzielle) Verantwortung, wenn sie eine bestimmte Größe und auch ein gutes Niveau erreicht haben. Das Hauptproblem dieser Schulen besteht im Mangel an qualifizierten Lehrkräften.

Im Berichtszeitraum hat die Arbeitslehrerin Maria Raidl den Unterricht in Schneiderei sowie in Hauswirtschaft weitergeführt. Zusätzlich gab sie noch vor allem praktischen Einführungsunterricht in Gartenbau und Hühnerhaltung. Damit kann nicht nur 180 Studenten, sondern auch deren Famüien in dem sehr abgelegenen Gebiet (im „Seewinkel” des Viktoriasees) geholfen werden.

Sorge um die Jugend

Cuenca ist mit 150.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Ecuadors. San Roque, eine am Stadtrand gelegene Pfarre, hat ein Einzugsgebiet von etwa 10.000 Einwohnern. Entsprechend dem Pastoralplan der Diözese bemüht man sich um den Aufbau von Basisgemeinden und vor allem um verstärkten Einsatz für die Jugendlichen.

Die Pfarre unterhält ein Gesundheitszentrum, eine Nähschule, einen Kindergarten. Jugendarbeit wird in Colegios und mehreren Jugendgruppen geleistet. Gruppen gibt es weiters für AIten- und Krankenbetreuung.

Maria Wimmer widmete sich im letzten Jahr ausschließlich der Weiterausbildung der Kindergärtnerinnen sowie der Elternarbeit. In der Nähschule unterrichtete sie 14 Mädchen und Frauen in Stricken, Sticken und Nähen. Auch hier liegt das Hauptaugenmerk auf der Weiterbildung von zwei einheimischen Lehrerinnen.

Neu eingeführt hat Maria Wimmer eine wöchentliche „Reflexionsstunde”: Das ist eine Gesprächsstunde über die Situation und die Probleme der Frauen in ihrem Lebensbereich. Mit gleicher Zielsetzung hält sie eine wöchentliche Versammlung mit den Kindergärtnerinnen und den Näherinnen.

Gustav Krammer befaßt sich vorwiegend mit den Jugendlichen im außerschulischen Bereich. Dazu gehört unter anderem auch die Herausgabe und Produktion eigener Broschüren.

Die Situation der Jugendlichen ist gerade in diesem Gebiet, das Umschlagplatz von Schmugglerware und Drogen ist, äußerst kritisch. Viele der Jugendlichen im Stadtteil San Roque haben bereits Erfahrungen mit Alkohol und Rauschgift gemacht.

Denkmalpflege in Bolivien

Das Ehepaar Falkinger, das mehrere Jahre im Restaurierungsprogramm für ein historisch äußerst wertvolles Kulturdenkmal, die alte Jesuitenkirche in San Miguel, eingesetzt war, beendete im Jänner 1984 seine Tätigkeit in Bolivien.

Das Projekt umfaßte — soweit es die österreichische Mitarbeit betraf — die Einführung einer Gruppe von bolivianischen Mitarbeitern in künstlerischen Bereichen der Restaurierungsarbeit (Malen, Schnitzen und anderes) sowie Ausbildung im Bereich der Holzbearbeitung und vor allem Bautischlerei.

Der OED sieht den Effekt seiner Mitarbeit an diesem Projekt nicht nur in der Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten und der Vermittlung von Kenntnissen, die auch nach Projektabschluß weiterverwertet werden können. Bedeutung hat vielmehr auch die Stärkung des Selbstbewußtseins, das die Indios aus dieser Kirche, dem Wahrzeichen ihrer Kultur, beziehen. Vermutlich hat dieser Effekt für die Langzeitentwicklung überhaupt Bedeutung.

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