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Sind katholische Schulen schuld?

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In der Debatte über Ausländerkinder an österreichischen Schulen gibt es zunehmend Vorwürfe gegen katholische Privatschulen. Stadtschulratspräsident Scholz forderte sie auf, einen „gerechten Anteil an der Integrationslast" zu übernehmen. Minister Schölten sagte in einem Zeitungsinterview, der Bund bezahle „alle Personalkosten und einen Großteil des Sachaufwandes". Und er drohte, der Bund werde gleichviel Geld wie bisher aufbringen, „will aber die Subventionen in Schulgeld für ausländische Kinder umrechnen". Und die sozialistischen Lehrer im Zentralverein der Wiener Lehrerschaft forderten sogar in einer öffentlichen Resolution, die Finanzierung der Lehrerkosten künftig von der Bereitschaft abhängig zu machen, ausländische Kinder im Ausmaß des jeweiligen Bezirksmittelwertes zu integrieren.

Zunächst gehören einige Aussagen korrigiert. Der Bund bezahlt keinesfalls „alle Personalkosten", wie im Ministerinterview zu lesen ist. Nur die Kosten für das lehrende Personal und dazu hat sich der Bund vertraglich verpflichtet. Darüber hinaus trägt der Bund auch nicht, wie Schölten meinte, zirka 90 Prozent des Sachaufwandes. Schulerhalter und Elternvertreter sind über solche Zahlen sehr verwundert, da sie genau wissen, was sie der Betrieb der Schule kostet. Will nun der Bund bei gleichbleibenden Leistungen einen Teil in Schulgeld für ausländische

Kinder umrechnen, würden österreichische Eltern, die ohnehin durch ihre Steuern die staatlichen Schulen miterhalten, nun für die Privatschule noch mehr zur Kasse gebeten werden.

Es geht aber auch noch um anderes. Katholische Privatschulen haben, wie der Name sagt, ein spezifisches Bildungsziel, nämlich Wissen ausdrücklich auf dem Hintergrund christlicher Weltanschauung zu vermitteln. Ob solches aber, zum Beispiel Kindern aus moslemischen Familien oder aus einem anderen, nicht christlichen Milieu zumutbar ist? Trotz allem haben Wiens katholische Pflichtschulen fast 1.000 ausländische Kinder integriert, was in manchen Schulen bis zu 18 Prozent ausmacht.

Die wachsende Zahl von Ausländern in Österreich stellt eine große Herausforderung dar. Sie anzunehmen liegt zunächst bei allen Österreichern und damit auch beim Staat. Die Kirche hat mit ihren Institutionen in der Ausländerfrage bisher wahrhaft gute Hilfe geleistet. Man denke an die Caritas, oder an die vielen Pfarren allein in Wien, die Ausländern Quartier gegeben haben. Katholische Privatschulen aber nun unter nicht gleichen Bedingungen wie staatliche Schulen die gleichen Lasten aufzwingen zu wollen ist ungerecht und schaut eher danach aus, in der Privatsphäre Schuldige für ein Problem zu suchen, das die Öffentlichkeit noch immer nicht zu lösen vermag.

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