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Sind wir allein im Universum ?

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Bisherige SETI-Versuche (Stichwort S. 2) deuten darauf hin, daß wir allein im All sind. Die Autoren eines neuen faszinierenden Buches ziehen daraus unterschiedliche Schlüsse, die wir gekürzt wiedergeben (Deutsches Copyright beider Beiträge beim Birkhäuser Verlag, Basel)

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Bisherige SETI-Versuche (Stichwort S. 2) deuten darauf hin, daß wir allein im All sind. Die Autoren eines neuen faszinierenden Buches ziehen daraus unterschiedliche Schlüsse, die wir gekürzt wiedergeben (Deutsches Copyright beider Beiträge beim Birkhäuser Verlag, Basel)

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Obwohl wir behauptet haben, es könnte durchaus sein, daß wir die einzige Zivilisation sowohl mit der Fähigkeit als auch dem Wunsch zu interstellarer Kommunikation in der ganzen Galaxis sind, fällt es mir doch schwer, unsere Schlüsse zu akzeptieren. Jedes Glied in der Green Bank-Gleichung ist so ungewiß, daß es ein wenig irreführend erscheint, damit so umzugehen, wie wir das getan haben.

Vermehrtes Wissen wird unsere Schätzung wohl eher noch kleiner als größer werden lassen. Immerhin ist die Ungewißheit so groß und das kopernikanische Weltbild meinem Denken so eingewurzelt, daß ich gezwungen bin, Agnostiker zu bleiben. Aber — wenn wir wirklich nicht die einzigen sein sollten, wo sind sie dann?

Ich will gleich zu Anfang gestehen, daß ich es nicht weiß. Ich bin aber durchaus nicht davon überzeugt, wir hätten nachgewiesen, daß sie gar nicht da sind, solange wir uns nicht fragen, weshalb sie uns in Ruhe lassen ...

Wir haben zur SETI bisher keine wirklich ernsthaften Versuche unternommen. Es erschiene vernünftig, ein paar veraltete Radioteleskope mit guten Empfängern auszurüsten und auf verschiedenen Frequenzen bei vergleichsweise geringer Empfindlichkeit den ganzen Himmel mehrmals abzusuchen. Das wäre nicht sonderlich teuer und nebenbei von einigem Nutzen für die Astronomie. Im Rahmen der Entwicklung der Technologie sollte man neue Suchaktionen durchführen, zum Beispiel im folgenden Jahrhundert eine Millimeter-Wellenlängen-Suche vom Weltraum aus. Wir sollten die Möglichkeit nicht außer acht lassen, daß auf einer noch nicht erkannten magischen Frequenz gleich um die Ecke ein Leitstrahl auf uns wartet.

Große Instrumente, die der heutigen Technologie und den derzeitigen Vorstellungen verhaftet sind, halte ich in einer Zeit des knappen Geldes nicht für eine sinnvolle Investition. Ich würde freilich empfehlen, 20 Milliarden Dollar aus dem Verteidigungshaushalt zu nehmen und damit Cyclops zu bauen, aber mit der Realität hat dieser Vorschlag nichts zu tun. Wenn es darum geht, Forschungsgelder abzuzweigen, die der Astronomie zugedacht sind, würde ich ganz gewiß unter 1 Prozent unmittelbar für SETI aufwenden. Zur Zeit erfüllt das Geld seinen Zweck viel besser für die Erforschung anderer Bereiche. /

Selbst wenn ETI nicht daran interessiert sein sollte, mit uns Verbindung aufzunehmen, besteht doch die Möglichkeit, daß wir einige Aspekte extraterrestrischer Zivilisation entdecken könnten. Ein Beispiel hat Freeman Dyson angeführt, als er davon sprach, eine fortgeschrittene Zivilisation könnte ihr ganzes Planetensystem zu Raumkolonien umschichten, den Heimatstern völlig einhüllen und seine gesamte Energie auffangen. Solche Strukturen werden Dyson-Sphären genannt.

Die Abfallenergie, die der Leistung des Sterns entspräche, würde als Infrarotstrahlung austreten, so daß sich eine solche Zivilisation als Infrarotstern darstellen würde.

Es ist unwahrscheinlich, daß Zivilisationen jemals die Gesamtenergie ihres Sterns einfangen. Expansion zu einem anderen Stern wäre wohl verlockender. Manche könnten aber einen beträchtlichen Anteil der Energie einfangen. Sie würden dann aussehen wie ein G-Stern mit stark erhöhter Infrarotstrahlung. Nach solchen Dingen sollten wir Ausschau halten.

Man sollte sich auch damit befassen, wie interstellare Raumschiffe aussehen könnten. Die Energiemengen, um die es dabei geht, sind so groß, daß sie feststellbar sein könnten, zumal dann, wenn beim Antrieb Photonen austreten. Wäre ein solcher Austritt sieht- und erkannbar?

Wir sind Dummköpfe, wenn wir es nicht damit versuchen. Die Kosten sind im Vergleich zu anderen Dingen, etwa dem Verteidigungshaushalt, klein. Trotzdem könnten die auf (kurzfristig richtiges) Kosten-Nutzen-Verhältnis bedachten Leute, die „Bleiben wir doch auf der Erde"-Typen, erfolgreich bleiben. Wollen die Vereinigten Staaten von Amerika von dieser Möglichkeit nichts wissen, dann werden sie zu einer zweitrangigen Macht. Ist die Welt als Ganzes dagegen, so werden wir zu den von uns geschätzten 15 Prozent Gesellschaften gehören, die entarten und untergehen.

Es gibt nur einen Weg: den nach oben.

Robert T. Rood ist Associate Professor für Astronomie an der Universität von Virginia.

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