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Sinn nach Rezept

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Ratschläge für Suchende, Wege zu einer neuen Spiritualität, Anleitung zum inneren Beten, Kontemplation in der Welt - Meditationsbücher in vielerlei Spielarten überschwemmen seit einigen Jahren den Buchmarkt, „quellen“ aus den religiös orientierten Verlagen. Seit Sinnkrisen und ein spürbarer Wertewandel die materielle Saturiertheit als Lebensziel in Frage stellen, wollen — zum augenscheinlichen Beweis des Bibelwortes: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein...“ - immer mehr Menschen mit Gott in Kontakt treten.

Das ist die große Chance für die Verlage. - Nur: Wer kann solche Bücher schreiben? Als Autoren eignen sich wohl am besten Professoren der Theologie, erfahrene Religionspädagogen, Ordensleute oder ähnliche Personen. Ihre Rezepte dafür scheinen seit Jahren mehr oder weniger gleichzubleiben: Man nehme franziskanisches Gedankengut, Erfahrungen der Mystiker oder der Innerlichkeit des 19. Jahrhunderts, fernöstliche Meditationstechniken, lasse einige Bibelzitate einfließen und streue einige psychosoziale Erkenntnisse darüber. Wer sich die Mühe macht, dem begegnet bei dieser Lektüre auch manch wertvoller Gedanke, aber attraktiv und interessant sind die meisten dieser Bücher ehrlich gesagt nicht.

Glauben die Autoren wirklich, daß eine persönlich geprägte spirituelle Haltung nach Rezepten entstehen kann? Wo bleibt bei all den angestrengten Studien und vermittelbaren Techniken der Heilige Geist? Für wen sind diese Bücher geschrieben? Für religiö se Insider oder Fernstehende, deren Interesse gefördert werden soll? Sollten solche Bücher nicht das Volk Gottes begeistern, den Durchschnittschristen betroffen machen und ergreifen? Auch wenn es nicht einfach ist, dem Nächsten von seiner Gotteserfahrung Mitteilung zu machen.

Auch klingende Namen scheinen keine Garantie, daß jedes neue Werk gelingt, die Leser in seinen Bann zieht. Von zehn solchen Meditationsbüchem ergreifen höchstens ein bis zwei. Am ehesten gelingt dies noch Autoren, die längere Zeit in der Dritten Welt an der Basis gelebt haben, sie wissen, worauf es ankommt (wie etwa Josef G. Donders mit seinem Band „So einfach ist das Evangelium“). Dem Leser wird sehr schnell deutlich, ob der Autor auf geistige Selbstdarstellung oder auf eine Öffnung für das Wort Gottes aus ist.

SO EINFACH IST DAS EVANGELIUM. Von Josef G. Donders. Verlag Herder, Freiburg 1986. 189 Seiten, kart., öS 154,50.

BRUCKEN ZU CHRISTUS. Von Karl-Heinz Menke. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1986. 151 Seiten, kart., öS 168,-.

HEILUNG DURCH SAKRAMENTE. Von Michael Marsch. Verlag Styria, Graz 1986. 127 Seiten, kart- öS 148,-.

ROSENKRANZ UND JESUSGEBET. Von Heinz Schürmann. Verlag Herder, Freiburg 1986. 175 Seiten, kart., öS 115,50.

URSTROM GLAUBE. Von Hermann Josef Silberberg. Verlag Herder, Freiburg 1986. 92 Seitenkart., öS 85,50.

MUT GIBST DU MEINEN SCHWINGEN. Von Reinhard Lettmann. Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer 1986. 103 Seiten, kart., öS 123,50.

IM EINKLANG MIT SICH UND DER WELT. Von Thomas Merton. Diogenes Verlag, Zürich 1986. 262 Seiten, Ln.. öS 306/-.

SUCHE GOTT IN DIR. Von Emmanuel Jung- claussen. Verlag Herder, Freiburg 1986. 120 Seiten, kart., öS 113,50.

IM HAUS DES LEBENS. Von Henri J. M. Nouwen. Verlag Herder, Freiburg 1986. 118 Seiten, kart., öS 115,50.

BESEELTES LEBEN. Von Anton Rotzetter. Verlag Herder, Freiburg 1986.240 Seiten, geb., öS 193.50.

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