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Sinowatz gegen Zwentendorf

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„Wien - die ewige Baustelle!!!!!!" lautet der Titel eines Beitrages in der SchUlerzeitung „Flaschengeist" (BRG Wien X), der sich Uber „die katastrophale Schlamperei und Ignoranz" der Stadtwerke-Verkehrsbetriebe in Wien ereifert und speziell den U-Bahn-Bau und die vielen durch Baustellen bedingten Umleitungen kritisiert.

Die Großbaustelle Allgemeines Krankenhaus mit dem damit verbundenen Skandal hat hingegen in der Jugendpresse noch kein nennenswertes Echo gezeigt. Gelten solche Vorfälle unter jungen Leuten bereits als normal und daher nicht als berichtens- und kommentierenswert? Das wäre ein Alarmsignal!

„Kommen die Grünen?" fragt Herwig Hösele im „Orizont" der Jungen ÖVP Steiermark und greift damit das wieder die Jugendmedien beherrschende Thema Zwentendorf auf. Er meint, daß die Parteien durch den Beschluß einer neuen Volksabstimmung bei etlichen Gruppen den Rest an Glaubwürdigkeit verlieren würden und ergänzt, es liege auf der Hand, was „im Zeitalter der zunehmenden Parteienverdrossenheit" für eine Entscheidung zu fällen wäre:

„Zumal unser Energieproblem auch ohne Atom durch Sparen, Phantasie und Alternativenergie leichter zu lösen ist als ein vielleicht unlösbares Demokratieproblem."

Den Kern der Sache dürfte diesmal auch das Jugendmagazin „Rennbahn-Expreß" mit der Schlagzeile „Tausche Zwentendorf gegen Jungwähler" treffen, zeigt es doch (auch an Hand von Interviews mit Jugendfunktionären) auf, daß die Jugend mit Zweidrittel-Mehrheit gegen Zwentendorf ist. Eine Partei, die sich für Zwentendorf stark macht, riskiert damit das Gros der Jungwählerstimmen.

„ .. .und sie brüten wieder" vermerkt das burgenländische Jugendmagazin „maulwurf, das befürchtet, „daß eine Inbetriebnahme Zwenten-dorfs nur dazu anregen würde, noch mehr Energie zu verbrauchen (nach dem Motto: ,Wir haben's ja!'), und damit die ohnedies gefährdete Umwelt noch mehr zu belasten." Zitat:

„Eine Studie des deutschen Instituts für angewandte Ökologie zeigt, daß auch ein Verzicht auf die Atomkraft kaum eine wirtschaftliche Schlechterstellung bringen würde." Autorin des Zwentendorf-kritischen „maulwurf"-Artikels: Eva Sinowatz.

Ungeachtet dessen, daß eine neue Zwentendorf-Abstimmung nach knapp zwei Jahren das Verhältnis der Parteien zu den Jungwählern über Gebühr strapazieren und die Energielücke anders zu schließen sein dürfte, muß auch ein Pro-Ausgang einer solchen Abstimmung mehr denn je bezweifelt werden.

So möge nach Lütgendorf auch Zwentendorf von der politischen Bildfläche verschwinden!

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