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So war's wirklich

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Bücher wie dieses sind unschätzbar: sie zerstören falsche Legenden.

Milan Dubrovic, im Jahr 1903 geboren, erzählt, wie es gewesen ist: Der langsame Ubergang von der Monarchie zur Ratlosigkeit der Ersten Republik, das Treiben im Cafe Herrenhof in Wien und die Stunden in den letzten Wiener Salons, der Alltag in Wien nach dem Anschluß 1938.

Der Autor schreibt keine Memoiren; Privates bleibt, sofern es kulturhistorisch keine Aussagekraft besitzt, weitgehend ausgespart; auf verallgemeinernde Folgerungen wird verzichtet.

Dubrovic zeigt uns Menschen, stellt ihre Lebensform dar, erzählt charakteristische Episoden und Anekdoten. Er will weder loben noch verdammen. Seine konzise Art der Schilderung, sein eleganter Stil dienen der Wahrheitsfindung.

Für Kulturhistoriker ist das Buch eine Quelle ersten Ranges, für den Leser zudem eine Lektüre ungetrübten Vergnügens. Musil und Werfel, Herzmanovsky-Or-lando und Alfred Polgar, Lernet-Holenia und Torberg treten in Erscheinung neben Figuren wie Otto Groß, Poldi Weiss und Ernst Polak: Anarchisten, Arabisten, skeptische Schwärmer. Bedeutende Frauen wie Bertha Zucker-kandl, Lina Loos, Grete Wiesenthal und andere stehen den Literaten und Künstlern schöpferisch zur Seite.

Ein bedeutendes und liebenswertes Buch, heiter auch in der Darstellung der Tragik. Dank dem Autor!

VERUNTREUTE GESCHICHTE. Von Milan Dubrovic. Paul Zsolnay Verlag, Wien, 1985. 316 Seiten, geb., öS 280,-.

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