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Solid lieber anlegen oder spekulieren ?

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Sparen oder das Geld ausgeben? Wertpapiere kaufen? Vielleicht mit einer soliden Aktie in den Markt einsteigen? Oder gar mit Optionen spekulieren? Wer heute sein Geld anlegen möchte, muß sich bereits durch einen Dschungel an Möglichkeiten und Angeboten durchkämpfen. Fast jede Woche tauchen neue Namen, neue Wertpapiere auf und verheißen Erfolg und Geldzuwächse.

Die umfassendste und beste Information gibt es natürlich bei den Anlagespezialisten der Banken. Trotzdem lohnt es sich, auch selbst einigermaßen über grundsätzliche Begriffe Bescheid zu wissen.

Als eine Art Leitfaden gilt die sogenannte „Anlagepyramide“. Sie bietet je nach finanziellen Möglichkeiten, Zielsetzungen und der nötigen Risikobereitschaft eine erste Orientierungshilfe (siehe nebenstehende Grafik).

Wichtig ist, sich über folgendes im klaren zu sein: Soll das Geld jederzeit verfügbar sein, weil Sie liquide bleiben müssen? Soll es eine sichere, langfristige Veranlagung mit kalkulierbarer Verzinsung sein? Reizt der Nervenkitzel? Die Möglichkeit, Geld zu gewinnen, aber auch zu verlieren? Je höher man sich in der Pyramide hinaufwagt, desto ertragreicher, aber natürlich auch risikoreicher sind die Angebote.

Fast jede(r) verfügt heute bereits über ein Sparbuch und kann als nächsten Schritt in die breite Produktpalette des Sparers einsteigen, angefangen von den Eckzinssparbüchern — die aufgrund der Steuerreform (keine Kapitalertragsteuer) sogar wieder interessant geworden sind — bis hin zu den langfristig gebundenen Sparformen. Eine längere Bindungsdauer bedeutet klarerweise höhere Zinsen.

Wer seine elementaren Bedürfnisse (Wohnung, Auto) gedeckt hat, also nicht mehr für etwas Bestimmtes spart, dem werden in den Banken Anleihen offeriert. Anleihen (auch Renten, Obligationen oder Bonds genannt) werden vom Staat, den Ländern, Gemeinden, Geldinstituten, Elektrizitätsgesellschaften und Industrieunternehmen aufgelegt, um Investitionen zu finanzieren. Es sind das Wertpapiere mit fester Verzinsung über eine fix vorgegebene Laufzeit (zwischen fünf und 15 Jahren).

Der klassische Einstieg wäre eine Bundes- oder Schillinganleihe. Beliebte .Anfängermodelle“ sind aber auch Investmentanteile. Auf Wertpapiergeschäfte spezialisierte Kapitalanlagegesellschaften (meist Tochtergesellschaften der großen Geldinstitute) gründen Investmentfonds. Ziel dieser Fonds ist eine breite Risikostreuung durch den Kauf verschiedenster Wertpapiere (Anleihen und natürlich auch Aktien). Käufer von sogenannten Investmentzertifikaten werden zu Miteigentümern an einem Investmentfonds. (Diese Fonds veranlagen entweder nur in österreichischen Papieren oder sie streuen das Risiko europa- beziehungsweise weltweit.

Der Vorteil ist klar. Man kann sich an einer breiten Palette von Anleihen (Aktien) risikogestreut beteiligen, braucht nicht selbst einen „Cocktail“ zu mixen, sondern kann das professionelle Management des Fonds in Anspruch nehmen.

Investieren in ausländische Anleihen (gilt auch für die Aktien) ist schon etwas spannender. Es gibt hier ein Kursrisiko, das aber bei harten Währungen (Deutsche Mark oder Schweizer Franken) fast zu vernachlässigen ist.

Bei Dollaranleihen beispielsweise geht man schon ein höheres Kursrisiko ein. Es wird zwar dafür eine attraktive höhere Verzinsung als bei anderen Währungen geboten, aber gerade beim Dollar gäb es empfindliche Abwertungen (siehe Grafik über die Entwicklung des DollarkursesX

Übrigens war 1988 auch der Australische Dollar eine sehr spekulative Währung.

Die Genußscheine gelten aus Steuergründen nach wie vor als interessant (siehe Seite 18). Der Genußschein ist ein Wertpapier, mit dem der Besitzer über einen eigenen Fonds an Erträgen von ausgewählten österreichischen Unternehmen beteiligt ist. Die Laufzeit beträgt mindestens zehn Jahre, das Risiko wird durch Beteiligung an Firmen verschiedenster Größe und Branchen so gering wie möglich gehalten.

Relativ neu ist die Möglichkeit, in Grund und Boden zu investieren. Mittels Immobilien-Gewinn- scheinen oder -Aktien können auch finanzschwachere Anleger an diesem interessant gewordenen Anlagesektor mitnaschen (Näheres dazu siehe Seite 17).

„Auch kleine Anleger können in Grund und Boden investieren“

Vor der Steuerreform waren für Bezieher höherer Einkommen mit einer entsprechenden Steuerprogression BeteUigungsmodelle - sogenannte Verlustbeteiligungen — eine interessante Anlagemöglichkeit. Hauptzweck für den Anleger war die Steuerersparnis. Besondere „Auswüchse“ (Ferdi-

3nd Lacina) wurden aber hier geschafft.

Die Österreicher sind zwar noch längst kein Volk von Aktionären wie die Schweizer oder die Amerikaner. Aber das Interesse an Aktien wächst (siehe Kasten).

Aktien sind Risikopapiere, deren Wert das Firmenvermögen und die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens widerspiegelt. Geht’s dem Unternehmen gut, steigt auch der Kurs. Gehen die Geschäfte schlecht, wird der jeweilige Aktionär auch schlechter schlafen. Bei diesem Wertpapier gibt es keinen Anspruch auf feste Verzinsung, und es gibt auch keine Rücknahmegarantie wie bei Anleihen. Es besteht lediglich Anspruch auf einen anteiligen Liquidationserlös, wenn das Unternehmen aufgelöst wird.

Um den Kursverlauf einer Aktie einigermaßen richtig einschätzen zu können, bedarf es einer Fülle von Informationen. Ohne solche Informationen ist es riskant, Geld in Aktien anzulegen. Außer es handelt sich um soge

nannte „blue chips“. Das sind Aktien von Unternehmen, die auf dem Markt als unsinkbare „Schlachtschiffe“ gelten. Unilever oder Siemens sind da einzuordnen. Die Kurse dieser Aktien schlagen kaum heftig in die eine oder andere Richtung aus. Man hat zwar auch in Aktien investiert, aber spekuliert mit kalkulierbarem Risiko und kann daher ruhig schlafen.

Junge Aktien waren 1986 der Steuerhit. Anfang 1986 wurde der steuerliche Absetzbetrag, der nur für Genußscheine in Anspruch genommen werden durfte, auch für Junge Aktien gewährt (Die Situation nach der Steuerreform siehe Seite 18). Der Unterschied zum Genußschein ist unter anderem: Bei Jungen Aktien ist der Aktionär nicht an ein Bündel von Unternehmen via Beteiligungsfonds gebunden.

Wie bereits bei den Fremdwährungsanleihen angeführt, gilt das Währungsrisiko natürlich auch beim Kauf und Verkauf von Aktien in ausländischer Währung.

Es gibt in Österreich auch einen Investmentfonds (InterGold), der ausschließlich in Wertpapieren solcher Unternehmen anlegt, die mit der Gewinnung, Verarbeitung und dem Vertrieb von Gold, Silber, Platin sowie Edelsteinen (hauptsächlich Diamanten) befaßt sind. Schwerpunkt dieser

Anlage sind Aktien von Goldproduzenten. Diese Aktien sind stark von der Entwicklung des Goldpreises abhängig und waren seit den sechziger Jahren starken Kursschwankungen unterworfen. Steigt der Goldpreis, so erzielen die Goldproduzenten höhere Gewinne. Fällt er, ist es umgekehrt. Bei Aktien genügt freilich auch schon die Erwartung eines Preisanstieges oder -falles, um die Kurse ausschlagen zu lassen (zum Beispiel Unruhen in Südafrika).

Südafrika ist nach wie vor größter Goldproduzent, gefolgt von den USA, Kanada und Australien.

Für Veranlagung in Edelmetallmärkte sollten allerdings eher Geldmittel verwendet werden, die längere Zeit gebunden bleiben können.

Informationen: Auskünfte von Anlagebe- ratem sowie diverse Informationsbroschüren der großen Banken.

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