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Solidarität mit der bedrohten Umwelt
1. In ihrer Sorge, daß gerade in Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten durch eine Fortsetzung der kurzfristigen Nutzbarmachung der Natur die Umwelt-krise verschärft wird, wenden sich die Bischöfe an die Öffentlichkeit. Die Zeit zur Lösung der anstehenden Probleme ist knapp geworden. Christen können sich in dieser Situation nicht neutral verhalten, sie müssen — frei von egoistischen Gruppeninteressen — Partei für die bedrohten Geschöpfe wie für die gesamte Schöpfung selbst ergreifen ...
2. In der Sorge um die Umwelt geht es den Christen um die ihnen anvertraute Schöpfung Gottes, und es geht um den Menschen, der Gottes Ebenbild ist. (...) Weil die Erdengüter für alle Menschen, auch für die zukünftigen bestimmt sind, haften die heutigen Generationen für die Lebenschancen der kommenden. Was immer wir tun, wir stellen damit auch eine Weiche für die Zukunft.
3. Der gegenwärtige Umgang des Menschen mit der Natur ist neu zu überprüfen, denn er stört vorhandene Gleichgewichte und Lebensräume, ohne sich um die Wiederherstellung zu kümmern ...
4. Umweltprobleme sind nicht rein technischer Art, sie sind eine Frage menschlichen Denkens und Verantwortens. Das Schicksal der Natur hängt entscheidend von der ethischen Qualität des Menschen ab. (...) Der erste und wichtigste Schritt in Richtung Bewahrung der Umwelt ist daher die Änderung der Einstellung. Diese geänderte Einstellung zur Natur wächst aus der Erfahrung der Kostbarkeit und Schönheit der Schöpfung und aus dem Wissen um die Unersetzlichkeit des natürlichen Lebensraumes für den Menschen. Sie wird sich in einem neuen Wertebewußtsein ausdrücken.
5. Wir alle sind von der gegenwärtigen Umweltkrise betroffen. Wir alle müssen daher zusammenwirken, um jenseits berechtigter Eigeninteressen, ideologischer und sachlicher Differenzen die für das Uberleben der Menschheit wichtigen Fragen gemeinsam zu lösen. (...) Zwar kann ein verantwortliches Verhalten des einzelnen nicht schon die globale Umweltkrise lösen. Doch hängt die Zukunft der ganzen Menschheit entscheidend auch vom Verhalten eines jeden einzelnen ab: Nur wenn die einzelnen im Interesse der Gemeinschaft anders zu leben beginnen, haben jene politischen, wirtschaftlichen und technischen Programme Aussicht, die eine Zukunft der Menschheit in Freiheit und ohne Angst anzielen.
Auch die Kirche ist bereit, ihren Beitrag zu leisten. Sie wird mehr als bisher versuchen müssen, zwischen verschiedenen Positionen zu vermitteln, damit ein fruchtbarer Dialog, der den Argumenten der jeweils anderen gebührende Beachtung schenkt, erhalten bleibt. Sie will die Besinnung auf ethische Grundwerte fördern und durch verstärkte Information auch das allgemeine Verantwortungsbewußtsein heben. Schließlich möchte sie Anwalt aller jener sein, die von den Umweltproblemen betroffen sind, aber keine Möglichkeit besitzen, ihre Anliegen zu artikulieren.
Die Zeit drängt. Die anstehenden Probleme werden nur durch gemeinsame Anstrengungen, verbunden mit Einsicht und Opferbereitschaft aller Gruppen, bewältigt werden können. Tun wir alle das Unsere, um die Welt als einen menschenwürdigen Lebens- und Kulturraum zu erhalten und weiter auszubauen.
Auszug aus der Erklärung der Osterreichischen Bischofskonferenz vom 19. April.
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