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Solidarnosc lebt weiter

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Selbst im staatlichen polnischen Fernsehen wurde der August 1980, der Gründungsmonat der Solidarnosc, als „bedeutende Etappe" der Geschichte bezeichnet. Viele Forderungen der inzwischen verbotenen Gewerkschaft sind zwar noch längst nicht erfüllt, doch die regierungsoffizielle Bezeichnung des Danziger Abkommens als „Gesellschaftsvertrag" ist mehr als ein rein verbales Zugeständnis. Solidarnosc ist mehr als nur eine Bewegung, deren Stärke sich an Demonstrationszahlen messen läßt, sondern gesellschaftliches Bewußtsein.

Ihre Existenz hat neue Normen im Umgang zwischen Partei und Volk gesetzt, die trotz vieler Probleme nicht unterschätzt werden dürfen.

Die Regierung weiß, daß sie sich einer Bevölkerung gegenübersieht, in der Geist und Idee von Solidarnosc weiterleben; mit der sie auf einer anderen Ebene reden muß, als es in Ostblockländern üblich ist.

Solidarnosc ist nicht die Opposition, die die Nachfrage stellt. Sie fordert auch keinen Gnadenerweis der Regierung, sondern bietet die kritische Partnerschaft an. Das wird vielfach in kleinen Regionen Polens praktiziert, von westlichen Medien oft übersehen oder falsch interpretiert.

Solidarität mit Solidarnosc", in der letzten Woche auch vor dem Wiener Stephansdom bekundet, findet bei uns nur noch ein schwaches Echo. Viele glauben, daß die relative Ruhe in Polen die hoffnungslose Resignation bedeutet.

Der vierte Jahrestag des Danziger Abkommens sollte nicht den Charakter der Erinnerung" haben. Solidarnosc heute ist immer noch Hartnäckigkeit und Hoffnung zugleich.

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