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Sommersaison
Nach drei Jahren rückläufiger Nächtigungen erwarten die österreichische Fremdenverkehrswirtschaft und die Tourismusexperten für den heurigen Sommer erstmals wieder einen Zuwachs. Nach dem verregneten Juni kann man nur hoffen, daß sie recht behalten.
Während im Winter- praktisch nur Österreich, die Schweiz, Südtirol, der südbayrische Raum und der französische Alpenraum miteinander konkurrieren (und selbst das nur eingeschränkt), ist das Angebot im Sommer durch die preisgünstigen Charterflüge auch zu exotischen Destinationen enorm groß.
Sicherlich liegt das aber auch daran, daß die österreichische Fremdenverkehrswirtschaft die Warnungen jener Experten, die schon vor 15 Jahren zum .JZdeltouris-mus” rieten, zu lange ignoriert hat, ja sich über diese Ratschläge geradezu lustig gemacht hat. Wir haben deshalb in Österreich auch so etwas wie eine Strukturkrise des Fremdenverkehrs (im Sommer jedenfalls): Zu viele Betten in Einfachstquartieren, zu wenige in gehobenen Unterkünften mit entsprechender Infrastruktur und einem entsprechenden Unterhaltungsangebot auch für verregnete Tage (Hallenbäder, Hallentennisplätze, etc.).
Die Zahlen der Statistik sprechen da eine klare Sprache: Während es im insge-' samt rückläufigen Vorjahr (minus ein Prozent bei den Nächtigungen) bei den gewerblichen Qualitätsbetrieben Zuwachsraten bis knapp neun Prozent gab, mußten die schlecht ausgestatteten Privatquartiere drastische Rückgänge hinnehmen.
Abgesehen von der volkswirtschaftlich bedauerlichen Situation (immerhin trägt der Fremdenverkehr mit rund einem Zehntel zur Wertschöpfung der österreichischen Wirtschaft bei und kompensierte einst unser Defizit in der Handelsbilanz) ist das menschlich Tragische der Umstand, daß die Flaute hauptsächlich jene trifft, die ihr unterdurchschnittliches Einkommen durchs Mitnaschen am vermeintlich nie versiegenden Tourismusbrunnen auffetten wollten.
Zubern stehen die Chancen, daß sich das in den nächsten Jahren wieder ändert, gerade für sie schlecht: Aufwendige Fremdenverkehrseinrichtungen wie Hallentennisplätze, die die Sommergäste auch bei schlechtem Wetter zu uns locken sollen, werden aus wirtschaftlichen Gründen verständlicherweise dort gebaut, wo es jetzt schon das gehobene Quartierangebot gibt. Weil sich die Benützung der teuren Einrichtungen ja auch nur der Gast leisten kann, der beim Quartier nicht auf die Mark schauen muß...
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