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Sorge um die Priester
KATHPRESS: Es gibt heute zu wenig Berufungen zum Priester-und Ordensleben — wo sehen sie die Gründe für diese Entwicklung in der katholischen Kirche?
BISCHOF WEBER: Wenn man den Priester nur als einen Funktionär betrachtet, der eben seinen „Verein” versorgen und betreuen muß, dann ist es sicher nicht verständlich, warum man denn nicht Leute wählen, bestellen, ernennen sollte, die eben gewisse Fähigkeiten erlernt haben. Katholisches Denken ist jedoch anders: Es gibt die Berufung, die In-Dienstnah-me durch Gott, die den Menschen in seinem innersten Wesen verändert und auf Lebensdauer bezeichnet. Diese Berufung ist ein Geschenk, und der Papst sagt in seinem letzten Schreiben an die Priester deutlich, daß die Gemeinden nicht ein einklagbares Recht auf Priester und Eucharistie haben, sondern „das Recht des Geschenkes”. Um ein solches muß man unablässig und inständig bitten.
KATHPRESS: Kürzlich schlug der Mainzer Weihbischof Josef Reuss die Zulassung von verheirateten Männern, die sich in Familie und Beruf bewährt haben, zum Priesteramt vor. Wäre das Ihrer Ansicht nach ein geeigneter Weg, weltweit den Problemen des Priestermangels zu begegnen?
WEBER: Sicher ist die Zölibatsvorschrift eine Schranke für viele junge Männer, die sich ihren Beruf überlegen. Das, was der Mainzer Weihbischof vorschlägt, wird auch von anderen vorgebracht. Theoretisch könnte die Kirche sicher den Zölibat aufheben. Man möge sich aber keine Illusionen machen: Durch den allgemeinen gesellschaftlichen Druck würde dann keine Freiwilligkeit mehr bestehen, die Priester würden heiraten müssen, um nicht als suspekte Sonderlinge zu gelten.
Daß die Kirche diese Änderung nicht trifft und sich auch wohl weiterhin so verhalten wird, hat letzten Endes einen deutlichen und tiefliegenden Grund: Sie will — und meiner Meinung nach mit vollem Recht — die Leitung der Gemeinden, den Dienst am Altar und an bestimmten Sakramenten nur jenen anvertrauen, die durch ihr Lebenskonzept die Vorläufigkeit der irdischen Güter bezeugen und dadurch einen unersetzlichen Beitrag leisten, daß in der Kirche der Atem des angebrochenen Himmelreiches bleibe.
Man möge nicht gering schätzen, wievielen Menschen dadurch, bewußt oder unbewußt, eine neue Sicht ihres Lebens geschenkt wird, besonders dann, wenn sie in Not und Leid sind. Die Bibel spricht die gleiche Sprache.
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