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Sorgen mit dem Ozon

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Daß die schützende Ozonschicht der Erde schwer geschädigt ist und ein Loch in der Größe der Vereinigten Staaten aufweist, spricht sich langsam, aber sich* herum. Daß seit Jahren gleichzeitig die Ozonmengen in der bodennahen Luft zunehmen und zum Waldsterben beitragen, ist weit weniger bekannt. Hat denn eine Verlagerung der Ozonmassen in tiefere Schichten stattgefunden und so den Weg für ein karzinogenes UV-Licht geebnet?

Nein. Denn bei der Steigerung des durchschnittlichen Ozongehalts im bodennahen Bereich um zwei bis drei Prozent jährlich einerseits und der Abnahme des Ozons in der Stratosphäre andererseits handelt es sich um zwei räumlich getrennte Prozesse. Wegen der stabilen Schichtung der Luft in großer Höhe ist eine Vermischung über einen wirksamen Massenaustausch ausgeschlossen.

Das Sinken des Ozongehalts in der Stratosphäre wird vorwiegend vom Menschen durch den Ausstoß von Kohlenwasserstoffen verschuldet. In den USA wurde diesem Umstand vor Jahren mit einem Verbot von Treibgas-Spraydosen Rechnung getragen.

Was haben die steigenden Ozonwerte, die in den letzten zwei Jahren auch für Mitteleuropa nachgewiesen wurden, mit dem Waldsterben zu tun? Vor allem die Photosynthese der Pflanzen wird durch Ozon und andere Oxi-dantien gestört. Der Stoffwechsel der Bäume wird beeinträchtigt, die Gewebe altern früh, was zu vorzeitigem Blatt- oder Nadelverlust führt. Auch die Gefäße verengen sich, die Stofftransporte werden gehemmt. Besonders ozonempfindlich ist eine Reihe von Laubbäumen. Nadelhölzer scheinen weniger gefährdet.

Wesentliche Voraussetzung für die Entstehung des Luftschadstoffes Ozon ist die Einwirkung von Sonnenstrahlung. Zu den Vorstufen für die Ozon- oder Oxi-dantienbildung, deren durchschnittlicher Gehalt sich in den gemäßigten nördlichen Breiten seit 1950 teüweise mehr als verdoppelt hat, zählen neben den Stickoxiden verschiedene Kohlenwasserstoffe, Kohlenmonoxid und Methan.

Anton Krapfenbauer, Professor“ der Wiener Universität für Bodenkultur, verweist auf die Tatsache, daß ein Teil dieser Verbindungen sogar aus dem Wald selbst stammt. Infolge des Schadstoff^1 und Ozonstresses scheiden die7 Blattorgane vermehrt Köhlens Wasserstoffe aus. Sind Sticköxidö“ in der Luft und ist die entsprechende Energiezufuhr in Form von Sonnenstrahlen gewährleistet, so entsteht dadurch Ozon.-' Chemische Prozesse im Waldboden tragen auch dazu bei.

Rudolf Orthofer vom For-, schungszentrum Seibersdorf spricht einen weiteren bedeutenden Faktor an, wenn er die Alpen als „Prallhang für europäische Oxidantien“ bezeichnet.

Wie kann der Wald vor der Schädigung durch Ozon geschützt werden? Nachdem die relativ strengen US-Abgasnormen in Südkalifornien nicht nur einen Rückgang der Kohlenwasserstoffe und der Stickoxide in der Luft, sondern auch einen dadurch geringeren Ozongehalt bewirkt haben, nehmen die Forderungen Krapfenbauers nicht wunder: rasch wirksame Maßnahmen zur . Senkung der Schadstoff-Emis-sionen im nationalen und internationalen Bereich.

Die kleinen, in Europa geplanten Schritte werden seiner Ansicht nach keine Trendumkehr der Verkehrsemissionen bewirken. Mit 85 Prozent der Kohlenwasserstoff- und 70 Prozent der Stickoxid-Emissionen ist nämlich der Straßenverkehr der Hauptlieferant der Ozon-Vorstuf en.

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