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Sparen statt bauen

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In den letzten dreißig Jahren hat die Menschheit mehr Energie freigesetzt als in ihrer gesamten vorherigen Geschichte. Die uneingeschränkte Industrialisierung und Energiefreisetzung hat zu noch nie dagewesenen Eingriffen in den Haushalt der Natur geführt.

Die Vergiftung der Ozeane, das Sterben der Wälder und der beginnende „Glashauseffekt“ stellen nur Spitzen eines Eisbergs dar, von dessen Ausmaß wir noch gar keine richtige Vorstellung haben. Die Lösung des Energieproblems muß daher, wenn wir überleben wollen, in einer Reduktion der Energieproduktion bestehen …

Die beiden Zielrichtungen der Energiepolitik lassen sich durch ein Beispiel veranschaulichen: Wenn in einer Badewanne der Wasserspiegel zu niedrig ist, weil der Abfluß undicht ist und der Zufluß nicht ausreicht, die gewünschte Wasserhöhe zu erreichen, so kann ich entweder den Hahn stärker auf drehen oder aber den Stöpsel dichten.

Den Hahn aufdrehen - also immer weitere Kraftwerke bauen — erscheint elegant. Den Stöpsel zu dichten erscheint vergleichsweise undankbarer.

Den Hahn stärker aufzudrehen, statt den Stöpsel verbessern, ist aber in dreifacher Hinsicht falsch:

Erstens in ökonomischer Hinsicht. Wie alle internationalen Erfahrungen zeigen, Tiefert eine bestimmte Investitionssumme, die zur Effizienzsteigerung, zur Vermeidung von Verlusten eingesetzt wird, eine weit höhere Rendite, in Geld wie in Energie gemessen, als wenn dieselbe Summe für Kraftwerksbauten verwendet wird.

Zweitens verringert eine solche „downstream policy“ quasi als automatischer Nebeneffekt die ökologische Problematik.

Drittens bindet eine Ausrichtung auf das weitere Aufdrehen des Hahnes Kräfte, die für die erforderlichen Anstrengungen hinsichtlich der Verringerung des Abflusses fehlen. Eine vorhandene Milliarde kann nur für das eine oder für das andere verwendet werden.

Es ist nicht so, wie immer wieder treuherzig versichert wird: Der gedankenlose Weiterbau eines Kraftwerks nach dem anderen schließe ja nicht aus, daß gleichzeitig auch Maßnahmen zur effizienteren Energienutzung getroffen werden. — Diese Maßnahmen werden vielmehr deshalb nicht getroffen, weil die Energiepolitik in unseren Ländern einseitig auf Kraftwerksbau konzentriert ist.

Auszug aus „Megatrends für Österreich“ von Gerhart Bruckmann. Ueberreuter, Wien 1988, siehe FURCHE 2/1989

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