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Sparergeld auch für Fässer ohne Boden
Anläßlich der jüngsten Ereignisse rund um überaus wichtige Personalentscheidungen in den beiden verstaatlichten Banken Creditanstalt und Länderbank sind auch die Industriekonzerne dieser beiden Banken sowie deren Konzernpolitik wieder einmal ins Schußfeld der Kritik geraten.
Immerhin handelt es sich bei diesen Industriekonzernen um keine Kleinigkeit, denn bei ihnen finden rund 50.000 Österreicher Beschäftigung; das sind rund 7,2 Prozent aller Industriebeschäftigen in Österreich.
Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, daß eine Bank Industriebeteiligungen hält und diese im Interesse ihrer Aktionäre möglichst effizient verwaltet; eine Privatbank kann und darf aber nicht zulassen, daß Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkte außer Acht gelassen werden.
Anders verhält es sich bei einer Staatsbank, die oftmals andere Prioritäten vorgesetzt bekommt, wie zum Beispiel derzeit das Dogma der Vollbeschäftigung. Diese, den beiden verstaatlichten Banken CA und Länderbank von ihrem Hauptaktionär, der Republik Österreich, aufgezwungene Geschäftspolitik hat zahlreiche wichtige und überfällige Maßnahmen auf den Gebieten der Struktur- und Personalpolitik verhindert. Kein Wunder also, wenn die Banken, von wenigen Paradepferden abgesehen, eine immer größer werdende Zahl von maroden Unternehmungen mitschleppen müssen.
Für , Politiker eröffnen derartige Konstellationen nicht nur die Möglichkeit, echte Arbeitslosigkeit zu verschleiern, diese Konzerne stellen auch sonst ein interessantes Betätigungsfeld (vor allem auf dem Gebiet der Personalpolitik) dar: insgesamt also ein Machtinstrument, wie das auch der Generaldirektor der Creditanstalt, Heinrich Treichl, zuletzt wieder betont hat (FURCHE 4/1981).
Aus diesen Gründet! kann sich Treichl auch nicht mit einer Ausgliederung dieser Betriebe aus dem Bankenbereich und Einbringung in eine eigene Industrieholding anfreunden, da dadurch nur eine „Konzentration der Macht abseits der Banken in einer anderen Hand“ stattfinden würde. Sicherlich, der optimale Weg wäre es, diese Betriebe, soweit möglich, wieder dem privatwirtschaftlichen Bereich zuzuführen, doch dürfte die Idee der Reprivatisierung angesichts ideologischer sowie realpolitischer Faktoren (Macht!) derzeit illusorisch sein.
In diesem Licht besehen, erscheint die Holdingidee nicht so abwegig, denn es würde zumindest verhindert, daß jeweils nur eine Bank allein über die Geschäftspolitik des jeweiligen Unternehmens entscheiden könnte. Ausgegliederte Betriebe könnten flexibler agieren
und wären stärker den Marktkräften unterworfen.
Wie immer diese Diskussion ausgehen wird, sie kann vom grundsätzlichen Problem nicht ablenken: daß der Kreditapparat heute von der öffentlichen Hand immer stärker dazu herangezogen wird, Feuerwehr zu spielen, das heißt, Banken müssen in immer mehr Fällen aus „übergeordneten“ Gründen nicht lebensfähige Betriebe weiter mitschleppen bzw. sogar als neue Beteiligungen aufnehmen. Ein aktuelles Beispiel ist in diesem Zusammenhang der krampfhafte Versuch, das unrentable Papierwerk Niklasdorf am Leben zu erhalten.
Dabei wird oft übersehen, daß diese Engagements regelmäßig zulasten der Ertragsentwicklung der Banken gehen und damit indirekt nicht nur die Erträge der Aktionäre dieser Banken, sondern auch die der Kunden verkürzt werden. Dazu kommt, daß derartige Entwicklungen auch im Sinne des Einlegerschutzes bedenklich sind.
Denn es ist Aufgabe der Banken, die ihnen von ihren Einlegern anvertrauten Gelder möglichst umsichtig und gewinnbringend zu verwenden und nicht in von vorneherein aussichtslose bzw. höchst fragliche Projekte zu stecken. Vor allem durch die im Jahre 1980 stark verschlechterte Ertragslage des Kreditapparates (Zinsenwettlauf, Bankensteuer) muß diese Entwicklung mehr als bedenklich erscheinen.
Auch Treichl ortet ein „unleugbares Problem für Banken, mit Industriebeteiligungen fertig zuwerden“; es würde sich daher zumindest empfehlen, diesen Betrieben zumindest mehr Eigenständigkeit zu geben, das heißt aber auch, sie von der schützenden Nabelschnur der Banken abzukuppeln und sie ihre Lebensfähigkeit in der Behauptung im Markt beweisen zu lassen.
Logische Konsequenz einer derartigen Politik müßte es dann auch sein, Betriebe, die aus den verschiedensten Gründen nicht mehr konkurrenz- und damit lebensfähig sind, zusperren zu können, um nicht weiter sinnlose Geldspritzen, die besser in zukunftsträchtige Industrien zu investieren wären, zu vergeuden.
Ein Schritt in die Richtung, wieder frischen Wind in die österreichische Wirtschaft zu bringen, wäre es daher schon, die Macht-und Interessenzusammenballungen zwischen den verstaatlichten Banken und deren Industriekonzernen zu lockern. Doch dürfte zum derzeitigen Zeitpunkt, zu dem die SPÖ bemüht ist, an die Schalthebel von CA und Länderbank ihre Vertrauensleute zu setzen, für die Zukunft eher mit einer noch stärkeren Einflußnahme in diesem Bereich zu rechnen sein.
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