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Spiel der Mächtigen

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Wenige Wochen vor den nächsten Nationalratswahlen werden im Rahmen des Bundeskongresses des ÖGB personelle Weichen für die Zukunft gestellt. Sicher ist, daß der amtierende ÖGB-Präsident Anton Benya bis zum Jahr 1979 der mächtigste Mann im Gewerkschaftsbund bleiben wird. Sicher ist auch, daß er beim Bundeskongreß im September 1975 die Karten im Personalspiel der Mächtigen mischen und verteilen wird. Sicher ist zuletzt das Ausscheiden der Präsidiumsmitglieder Altenburger (Fraktion Christliche Gewerkschafter), Rudolf Häuser (Gewerkschaft der Privatangestellten) und Hans Bock (Gewerkschaft der Bauarbeiter).

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Wenige Wochen vor den nächsten Nationalratswahlen werden im Rahmen des Bundeskongresses des ÖGB personelle Weichen für die Zukunft gestellt. Sicher ist, daß der amtierende ÖGB-Präsident Anton Benya bis zum Jahr 1979 der mächtigste Mann im Gewerkschaftsbund bleiben wird. Sicher ist auch, daß er beim Bundeskongreß im September 1975 die Karten im Personalspiel der Mächtigen mischen und verteilen wird. Sicher ist zuletzt das Ausscheiden der Präsidiumsmitglieder Altenburger (Fraktion Christliche Gewerkschafter), Rudolf Häuser (Gewerkschaft der Privatangestellten) und Hans Bock (Gewerkschaft der Bauarbeiter).

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Im Nachfolge-Spiel der Mächtigen gibt es eine Reihe heißer Favoriten: Alfred Dallimger dürfte Rudolf Häuser im Präsidium beerben, der

Präsident der niederösterreichischen Arbeiterkammer Josef Hesoun dürfte auf Hans Böck folgen, völlig unentschieden ist dagegen die Nachfolge des FCG-Chefs Erwin Altenburger, wozu kommt, daß noch nicht sicher ist, ob die dominierende Sozialistische Fraktion im ÖGB der Fraktion Christlicher Gewerkschafter und dem VP-Arbeiter- und Angestelltenbund überhaupt einen Präsidiumssitz zugestehen wird. Wie man hört, dürfte das Anton Benya auch vom Wohlverhalten des ÖAAB im kommenden Nationalratswahlkampf abhängig machen.

Für den kommenden Gewerkschafts-Vizepräsidenten Alfred Dal- linger geht es heute schon um mehr: Er ist offenbar ehrgeizig genug, 1979 Anton Benya als Präsident zu folgen. Das erklärt die radikale Note („Die Unternehmer sind keine Sozialpartner“, die „gebremste“ Verstaatlichung der Zuckerindustrie usw.), seiner Anklagen und Forderungen. Ihm scheint es heute darum zu gehen, das „linke Gewissen“ des ÖGB zu repräsentieren. Das wird von einem maßgeblichen Teil der Gewerkschafter durchaus anerkannt, von einer anderen (nicht minder bedeutenden Gruppe) dagegen strikt abgelehnt. Heute scheint es,

als sei Dallingers Weg zur Spitze höchstens noch durch seinen Ehrgeiz und seine gelegentliche undifferenzierten Aggressionen aufzuhalten. Dagegen begünstigt die immer raschere Entwicklung zur Angestelltengesellschaft seinen Marsch zur ÖGB- Spitze. Das dürfte auch der Grund sein, warum der bislang aussichtsreichste Kandidat im Nachfolge- Benya-Spiel, Karl Sekandna, bereits resigniert hat. Schon vor zwei Jahren bekundete er Interesse an der Funktion eines Gesundheitsstadt- rates in Wien, heute greift er nach der Position des Sozialministers, die ihm, in welcher Regierungszuaam- mensetzung auch immer, kaum mehr zu nehmen sein dürfte. Sicherlich bringt er für diese Funktion auch das nötige Fachwissen mit.

In der Fraktion Christlicher Gewerkschafter und im VP-Arbeiter- und Angestelltenbund gibt es gleich drei Bewerber um eine Position, von der man noch nicht genau weiß, ob sie nach dem Willen Anton Benyas auch tatsächlich von einem Mann der Volkspartei besetzt werden darf. An erster Stelle wird zur Zeit der Zentralsekretär der Gewerkschaft der Fivatangeetellten, Hans Klingler, genannt. Der ein wenig dogmatische Tiroler genießt heute noch vor seinen Rivalen um die Position des ÖGB-Vizepräsidenten den Ruhm des Siegers bei den letzten Arbedterkam- merwablen. Tatsächlich war sein Einsatz enorm. Allerdings wird ihm von seiten des ÖAAB entgegengehalten, daß er zuwenig parteipolitisch und zuviel gewerkschaftlich denke. Klingler, der kein politisches Mandat hat, ist tatsächlich so stark in die Machtstruktur des ÖGB eingespannt, daß ihm für parteipolitische -Taktik, Strategie und Zielsetzungen der Sinn zu fehlen scheint.

Bis vor einigen Jahren galt Karl Wedenig als sicherer Anwärter für die Altenburger-Nachfolge. Das hat sich inzwischen stark geändert und Kari Wedenig selbst trifft die Hauptschuld daran. Dennoch glaubt Wedenig, daß er im September „auf jeden Fall gewählt wird“.

In die Liste der Nachfolger von Erwin Altenburger ist ÖAAB-Generalsekretär Josef Gassner erst recht spät aufgerückt. Dennoch gilt er heute als aussichtsreichster Bewerber um die Position eines ÖGB- Vizepräsidenten, zumal ÖAAB-Bundesobmann Alois Mock ganz hinter ihm steht. Sein Handikap ist die etwas zu lose Verankerung im Gewerkschaftsbund. Da von ihm zuallererst auch ein starkes parteipolitisches Engagement im ÖGB zu erwarten wäre, stemmt sich die Sozialistische Fraktion gegen seine Bewerbung. Von Anton Benya heißt es, daß er, sollte der ÖAAB tatsächlich Josef Gassner nominieren, diese Funktion nicht mehr besetzen würde. Das spricht sicherlich nicht gegen Josef Gassner, wohl aber gegen das Demokratieverständnds im ÖGB. Der amtierende ÖGB-Präsident, so beißt es, sehe Karl Wedenig am liebsten im Amt des ÖGB-Vizeprfisidenten, Hans Klingler würde er allenfalls noch tolerieren. Da er das Spiel der Mächtigen bestimmt, dürfte der ÖAAB mit keinem seiner Wünsche an ihm vorbeikommen können.

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