6956378-1984_31_10.jpg
Digital In Arbeit

Sprachmelodie

Werbung
Werbung
Werbung

Wer sich aufgrund des Titels des neuen Romans „Komödie" von Peter Rosei erwartet, er nähme ein Buch zur Hand, in dem menschliche Schwächen dargestellt und (scheinbare) Konflikte heiter gelöst würden, der wird sicherlich enttäuscht werden. Wer aber bereit ist, Sätze wie Vorhänge vor dem eigenen inneren Auge wegziehen zu lassen, um erst undeutlich und mit jeder Aussage schärfer und intensiver Personen handeln zu sehen, der kommt voll auf seine Rechnung.

Ort der Handlung ist eine Stadt in einer Weltgegend, in der das Geschichtenerzählen zu Hause war und in der heute Krieg herrscht. In dieser Welt des Umbruchs lebt ein Mann, dem ein Mädchen zuläuft. Ehe er sich versieht, schlüpft er in die Vaterrolle.

Gegen Ende des Buches ist der Mann wieder allein: „Ich dachte sehr oft an das Kind, das in seiner schmalen und nur vorläufigen Gestalt die ganze Menschengemeinschaft umschloß."

Zur Ergänzung heißt es an anderer Stelle, daß der Blick geteilt sei, ein Auge schaue ins Paradies, das andere in die Hölle. Das charakterisiert nicht nur die Situation der Stadt, sondern das gesamte Leben des Mannes.

Das Hervorstechendste ist aber die Sprache, mit der Rosei zu erzählen versteht: Als spielte einer ganz leise, fast unhörbar, doch virtuos auf einem Instrument. So wie, von Musik bezaubert, niemand wissen will, welche Absicht hinter der einzelnen Note steht, so wenig fragt man nach der Bedeutung des einzelnen Wortes und weiß doch Bescheid.

KOMÖDIE. Von Peter Rosei. Residenz-Verlag, Salzburg 1984. 102 Seiten, Ln., öS 138,-.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung