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Sprachvirtuosen

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Der elegante und mit einem ausgezeichnet kommentierten „Anhang“ (75 Seiten) versehene Sammelband „Himweiten funkeln" ist eine Anthologie der „Literatur des Expressionismus in Wien“. Die 31 Namen von Ernst Angel bis Robert Zellermeyer (dazwischen unter anderen Franz Theodor Csokor, Albert Paris Gütersloh, Oskar Kokoschka, Egon Schiele, Arnold Schönberg) ergeben einen erstaunlich gültigen Beleg, wie formgewandt man in dieser Stadt seit jeher zu schreiben vermochte - selbst auf einem Gebiet, das dem geistigen Lokalkolorit nicht entsprach.

In Vers und Prosa sowie szenisch kopierte man brillant den expressionistischen Gestus, aber es blieb Kopie. Selbst geniale Maler wie Kokoschka oder Schiele und ein schöpferisch richtungsweisender Musiker wie Schönberg, auf ihrem eigentlichen Gebiet weltberühmt geworden, taten zwar mit: ohne je einen literarischen Durchbruch als Expressionisten zu erreichen.

In aller Welt werden heute die Bilder von Egon Schiele bewundert (und zu höchsten Preisen gehandelt), wer aber wußte, daß er sich auch als Lyriker versuchte? Übrigens: Der Buchtitel stammt aus einem Schie- le-Gedicht. Das Buch stellt also ein Dokument sondergleichen von Die exzellente Wiener Formbegabung, auch dort, wo der Kunstgeist dem hiesigen Sprachgeist nicht entsprach. (Trakl und Werfel fehlen natürlich, weil ihre expressionistische Produktion in Salzburg und Prag entstand. Csokor und Gütersloh hatten erst Erfolg, nachdem sie den Expressionismus aufgegeben hatten).

HIRNWELTEN FUNKELN. Herausgegeben von Emst Fischer und Wilhelm Haefs. Otto Müller Verlag, Salzburg 1988.400 Seiten, öS 298,-.

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