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Spürbares Opfer für die Kultur"

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Die Finanzlage der Tiroler Gemeinden ist trotz krisenhafter Wirtschaft und Benachteiligung durch den Finanzausgleich des Bundes noch relativ günstig. Jedenfalls sind von den 278 Gemeinden 169 nur gering verschuldet. 69 Gemeinden weisen einen hohen Schuldenstand auf und 39 Gemeinden haben ihren finanziellen Spielraum voll ausgeschöpft.

Der Gemeindereferent der Tiroler Landesregierung, Landesrat Alois Parti, zeigt sich mit den in seinem Wirkungsbereich befindliehen Kommunalverwaltungen dementsprechend zufrieden.

Weniger zufrieden ist er mit dem Bund. Da die Verteilung des gesamtösterreichischen Steuerkuchens von der Bevölkerupgs-zahl abhängt, stimmt auf Grund des zehnjährigen Volkszählungsrhythmus die Zuweisung meist nie mit der tatsächlichen Bevölkerungszahl überein. Tirol hätte seit 1971 urti 1,2 Milliarden Schilling mehr bekommen müssen. Partls Forderung an den Bund: Die Volkszählung soll alle fünf Jahre stattfinden.

Die am stärksten verschuldeten Gemeinden Tirols liegen im Bezirk Innsbruck-Land. Das hängt vor allem mit dem rapiden Bevölkerungszuwachs in dieser Region zusammen, der überaus hohe infrastrukturelle Investitionen nach sich zieht.

Am schlechtesten geht es allerdings den Gemeinden unter 1000 Einwohner. Sie haben das geringste Steueraufkommen und die geringsten Bundeszuschüsse. Daher fordert Parti auch die Beseitigung des für solche Gemeinden gültigen niedrigen Satzes des abgestuften Bevölkerungsschlüssels.

Die Gesamteinnahmen aller Tiroler Gemeinden, einschließlich der Stadt Innsbruck, betrugen im Jahr 1981 rund 7,1 Milliarden Schilling, die Gesamtausgaben beliefen sich auf 6,8 Milliarden Schilling.

Von den Gesamtausgaben in der Höhe von 6,8 Milliarden Schilling entfallen 1,2 Milliarden auf den Personalaufwand, 3,8 Milliarden auf den Sachaufwand und 1,6 Milliarden auf Investitionen. Der Anteil der Personalausgaben ist leicht zurückgegangen und beträgt 19,6 Prozent. Damit sind die Tiroler Gemeinden im gesamtösterreichischen wie auch im internationalen Durchschnitt sehr sparsam und rationell verwaltet.

Der Schuldenstand der Tiroler Gemeinden betrug zum Stichtag 31. Dezember 1981 rund 5,2 Milliarden Schilling. Von diesen Verpflichtungen entfallen 2,2 Milliarden allein auf die Stadt Innsbruck. Gegenüber 1980 hat sich der Schuldenstand nur um 2,3 Prozent erhöht.

Die durchschnittliche ProKopf-Verschuldung (ohne Innsbruck) belief sich Ende 1981 unter Berücksichtigung der neuen Bevölkerungsziffer auf 6.470 Schilling. Gesamtösterreichisch ergibt sich eine Verschuldung von 11.000 Schilling pro Einwohner. Verständlich, daß der Landesrat auch in dieser Hinsicht mit seinen Landsleuten zufrieden ist.

Weniger glücklich ist Partls Politikerkollege Landesrat Luis Bassetti. Er ist für das Finanzressort der Tiroler Landesregierung zuständig und mußte heuer erstmals ein Verlustbudget hinnehmen: Während der Haushalt 1981 noch mit einem Uberschuß von 7,35 Millionen Schilling abschloß, drohen für 1982 bereits 176 Millionen Schilling Verlust. Schuld daran sind außerplanmäßige Ausgaben und geringer als angenommen ausgefallene Einnahmen aus den Ertragsanteilen des Bundes.

Noch schlimmer sieht die Lage für 1983 aus. Um die für die Konjunkturbelebung so notwendigen Investitionsmittel aufbringen zu können, mußte Bassetti für 1983 eine Reduzierung sämtlicher freien Förderungen um 20 Prozent vornehmen. Das schlägt sich besonders nachteilig auf den Kulturbereich nieder.

Kulturreferent und Landesvize Fritz Prior suchte daher verzweifelt nach einem Ausweg, um langfristig geplante Vorhaben doch noch weiterführen zu können. Die Lösung soll eine Erhöhung des sogenannten „Kulturschillings" bringen. Der Landeszuschlag zur ORF-Gebühr wird um nahezu fünfzig Prozent angehoben. Dies belastet die Inhaber von Hörfunkbewilligungen um monatlich zwei Schilling und die kombinierte Radio-Fernsehgebühr steigt von 15 auf 22 Schilling. Also: für weite Kreise der Bevölkerung ein spürbares Opfer für die Kultur.

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