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Bumerang Sonderklasse

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Den rund 1,2 Millionen privat krankenversicherten Österreichern droht demnächst wieder eine saftige Prämienerhöhung (die Rede ist von bis zu zehn Prozent).

So komisch es klingt: Am unglücklichsten darüber sind die privaten Krankenversicherer selbst. Denn die kommende schmerzhafte Prämienrunde wird keineswegs ihre Gewinne erhöhen, sondern ist bloß die - kaufmännisch notwendige - Weitergabe der ihnen seitens der Krankenanstalten aufgebrummten Gebührenerhöhung für die Sonderklasse. Und Österreichs private Krankenversicherer rechnen sich zu recht aus, daß eine derart geschmalzene Prämienrunde nicht gerade absatzfördernd ist. Vor allem nicht vor dem Hintergrund der immer wieder aufkeimenden Diskussion über eine Aufhebung der derzeit geltenden Höchstbemessungsgrundlage für die Beiträge zur Krankenkasse. (In diesem Fall wäre der Krankenkassenbeitrag wie die Lohnsteuer vom vollen Einkommen zu zahlen.)

Was vielen zunächst als Demokratisierung des Gesundheitswesens erscheinen mag (niemand soll sich für Geld eine bessere Betreuung kaufen können) ist in Wahrheit ein fürchterlicher Bumerang für das Spitalsbudget:

Während nämlich die gesetzliche Krankenkasse einen immer kleiner werdenden Teil der Spitalskosten abdeckt, zahlen die Zusatzversicherten weit mehr als die durch ihren Spitalsaufenthalt verursachten Kosten. Im Falle von Kostenwahrheit müßten die Prämien für die private Krankenversicherung nicht erhöht, sondern könnten im Gegenteil sogar gesenkt werden. Weniger Privatversicherte heißt daher weniger Deckungsbeitrag für die allgemeine Gebührenklasse, höhere Abgänge der Spitäler, und damit auch eine höhere Belastung unse- reres Gesundheitsbudgets.

Auch aus diesem Grund müßte endlich mit der seit 20 Jahren angekündigten Reform des Spitalmanagements Ernst gemacht werden. „Die moderne Medizin hat halt ihren Preis“ ist genauso eine Killerphrase für alle Reformbemühungen bei den Spitälern wie „Die Freiheit der Kunst hat halt ihren Preis“ bei der Reform der Bundestheater.

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