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Die Optik ist schief

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So ganz nebenbei werden Thomas Klestils private Eheprobleme in Analysen mit gesellschaftpolitischen Befunden unterlegt. Sie zeichnen ein Bild, das so falsch ist wie umgekehrt jenes einer „heilen Welt“. Etwa bei Peter Michael Lingens, wenn er im „Standard“ zum Schluß kommt: „So wie um Klestils Ehe steht es um jede dritte Ehe der Gegenwart - sie geht in Brüche.“

Jeder kennt entsprechende Schlagzeilen, kaum jemand weiß um den komplizierten statistischen Bezugsrahmen, der so nicht verkürzt werden darf. Die jährlichen Scheidungen betreffen - ohne das Problem, gar die Folgen für die Kinder, bagatellisieren zu wollen - nicht einmal ein Prozent der aufrechten Ehen in Österreich, richtig hat es daher zu heißen: jährlich geht gegenwärtig bei uns etwa jede 112. Ehe in Brüche.

Natürlich ergibt das insgesamt eine weniger schiefe Optik, bestätigt aber, daß selbst offizielle Zahlen so klar nicht sind, wie sie sein sollten. Was so nebenbei auch für offizielle Kommuniques gilt, die - damit vom Grundsätzlichen zurück zum Ausgangsfall - nach Redaktionsschluß der vorwöchigen FURCHE einen Schlußstrich unter eine Affäre ziehen sollten.

Daß einerseits der Bundespräsident, wie offziell mitgeteilt, beim „Versuch eines klärenden Gespräches mit seiner Gattin“ dabei „zu seinem tiefen Bedauern zum Schluß gekommen“ ist, „daß die bereits vorgenommene Trennung aufrecht bleibt“, andererseits die Gattin erklärt, er habe telefonisch ein Versöhnungsangebot, weil er es „derzeit nicht annehmen könne“, ausgeschlagen, hinterläßt einen schalen Nachgeschmack. Aber das ist privat.

Nicht die Intimsphäre berührt die Mitteilung vom Ersuchen der Gesandten Margot Löffler an den Außenminister, „ihre Tätigkeit bei nächster Gelegenheit einer Aus- landesverwenaung zu beenden“, verbunden mit dem Präsidentenwunsch, daß sie noch so lange bleibt, bis ein Nachfolger gefunden und quasi eingeschult ist.

Wünsche - auch jene des ersten Mannes - in Ehren, Löfflers Leistung dazu: sie kann um Versetzung ersuchen, ohne Bedingung; Protektion darf es, da sei Klestil vor, keine geben. Und ihr Kanzleiposten ist noch lange nicht das Schlüsselamt dieser Republik.

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