Ein Gedenkplatz für Bertha von Suttner

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Es gab Zeiten, in denen mein Interesse an Neuigkeiten nahezu unersättlich war. Mittlerweile bin ich angesichts der Hyperinflation an verstörenden Nachrichten, die tagtäglich auf uns einprasseln, gewissermaßen „ersättlich“ geworden und nehme Informationen seltener und selektiver auf. Das schafft Freiräume für zeitlosere Themen.

So kam es, dass ich zu Anfang des Monats dank eines ORF-Hörbildes über Bertha von Suttner auf die Zeitgenossenschaft der 1905 als erste Frau mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Pionierin der internationalen Friedensbewegung zu Karl Lueger aufmerksam wurde. Die engagierte Vorkämpferin für Frauenrechte lebte nämlich nach dem frühen Tod ihres Ehemanns ab 1902 bis an ihre Lebensende im Juni 1914 in Wien. Ihre Wohnung lag in der Zedlitzgasse 7, also in unmittelbarer Nähe des 1926 nach Bürgermeister Karl Lueger benannten Platzes, dessen Umbenennung erst kürzlich in einem offenen Brief von Nobelpreisträger Eric Kandel, Georg Stefan Troller und anderen Holocaust-Überlebenden gefordert wurde.

Gegnerin von Luegers Antisemitismus

Erst nach näherer Recherche zu dieser zunächst nur räumlichen Querverbindung wurde mir bewusst, dass Bertha von Suttner neben ihren friedenspolitischen Initiativen auch den Mut hatte, als Gegnerin des von Lueger politisch instrumentalisierten Antisemitismus an die Öffentlichkeit zu treten. Zwei Jahre nach dem Erscheinen ihres zum Welterfolg gewordenen Anti-Kriegs-Romans „Die Waffen nieder“ gründete sie mit ihrem Ehemann Arthur Suttner sogar einen eigenen Verein zur Abwehr des Antisemitismus, der – so hieß es im Gründungsmanifest – „als eine gegen Humanität und Gerechtigkeit sprechende Geisteshaltung nicht nur für die Juden, sondern für die ganze Gesellschaft gefährlich“ sei.

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