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Es geht für alle um viel

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Wenn die veröffentlichten Umfragen stimmen, wonach fast drei Viertel der SPÖ-Funktionäre hinter dem Vorsitzenden Franz Vranitzky stehen, aber nur 60 Prozent der FPÖ-Funktionäre hinter Jörg Haider und hinter dem ÖVP-Obmann Erhard Busek gar nur ein knappes Drittel der Funktionäre, so bedeutet dies, daß die Akzeptanz eines Parteiführers nicht die exakte Widerspiegelung der Erfolge ist, die dieser bringt, sondern offenbar auch mit anderen Faktoren und Irrationalitäten zusammenhängt.

Käme es nämlich auf den erreichten Erfolg allein an, müßte Haider eine viel höhere Zustimmung erreichen. Denn ohne ihn wäre die FPO eine zwar regierungsfähige, aber nur zur Mehrheitsbeschaffung für eine der beiden Großparteien notwendige Kleinpartei. Und auch Busek müßte nach all dem, was er für die Partei und den Staat geleistet hat, viel mehr an Rückendeckung an der Basis haben. Franz Vranitzky hingegen müßte mit seinen Zustimmungswerten wesentlich tiefer liegen, denn in seiner Ära als Parteichef hat die SPO alle Wahlen verloren. Ist es also der Todesbetrieb der Parteilemminge, die sich an einen Totengräber klammern oder haben die SPÖ-Funktionäre nicht doch das bessere Gespür, wenn sie annehmen, daß Vranitzky trotz aller Zwischentiefs bei den Nationalratswahlen so erfolgreich abschneiden wird, daß er Bundeskanzler bleiben und die Partei, wenn schon nicht in das sozialistische Millennium, so doch an die Jahrtausendwende heranführen kann? Der Ausgang der kommenden Wahlen wird unter anderem auch auf diese Frage eine Antwort erteilen.

Jedenfalls geht es bei und nach den nächsten Wahlen für alle Beteiligten um viel: für Vranitzky entscheidet sich, ob er weiterhin Kanzler bleibt oder in lukrativere Gefilde abwandern muß oder darf, für Haider, ob er seinem Ziel, Bundeskanzler zu werden, näherrückt und für Busek stellt sich die Frage, ob es ihm gelingt, aus der Rolle des Zweiten in der Koalition auszubrechen, oder ob er diese undankbare Rolle weiterspielen oder gar mit der ÖVP in die Opposition abstürzen wird. Für Spannung in allen Lagern und im Hause Österreich ist also ausreichend gesorgt.

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