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Griff in den Abfallkabel
Als der Vormarsch der „Lega Nord" in (Nord)Italien nicht mehr aufzuhalten war, eine Dreiteilung Italiens von den separatistischen Lombarden ventiliert wurde, meinte Silvius Magnago, von der FURCHE auf die Konsequenzen für Südtirol angesprochen, daß erst bei einem tatsächlichen Zerfall Italiens das Selbstbestimmungsrecht Südti?ols aktiviert werden dürfte.
Von einer Auflösung Italiens kann auch heute, trotz scharfer Sprüche des populistischen Provokateurs Umberto Bossi, nicht die Rede sein. Eingebettet in die Rechte Berlusconis und der Neofa-schisten Finis sieht er sich einem erstarkenden Zentralismus und Nationalismus gegenüber, den er wahrscheinlich mittragen wird.
Von den gekräftigten, durch Wahlen und Koalitionen abgesicherten, mittels markiger Sprüche an die Oberfläche kommenden Faschisten drohen andere Gefahren - und auch von jenen, die sie nicht in die Schranken weisen.
Wenn sogar Politiker eines westeuropäischen, in EU-und NATO voll integrierten Landes Gebietsansprüche in Istrien und Dalmatien (betroffen wären die jungen Staaten Kroatien und Slowenien) stellen, dann ist das kein nationales Problem mehr, sondern ein gesamteuropäisches, das als solches rechtzeitig erkannt und - bei allem notwendigen Herunterspielen - ernst genommen werden sollte.
Gilt eigentlich noch die Hausordnung Europas, festgeschrieben in der in Wien ausgehandelten, in Paris unterzeichneten Europäischen Charta der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), wonach an Grenzen nicht zu rütteln ist? Oder macht die Selbstbedienungshaltung der Serben auch schon in Westeuropa Schule?
Europa sollte sich - konfliktverhütend via KSZE (das gibt's noch!) - zu Wort melden. Was Schweigen bedeutet, sehen wir täglich auf dem Balkan. Osterreich und Italien haben in der Südtirolfrage Europa ein Beispiel für friedlichen Ausgleich in einer jahrzehntelang heiklen Frage gegeben. In einem neuen Europa sollen Grenzen überhaupt überflüssig werden, bei Beibehaltung gewachsener Identitäten. Streit um Territorien gehörte längst in den Abfallkübel der Geschichte.
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