Nachrüsten für einen neuen Pazifismus

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Warum künftig nicht nur die Militärausgaben, sondern zugleich auch die Mittel für Friedenspolitik deutlich erhöht werden müssen.

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Warum künftig nicht nur die Militärausgaben, sondern zugleich auch die Mittel für Friedenspolitik deutlich erhöht werden müssen.

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In einem der tiefer gelegenen Fächer meiner Bibliothek lagert noch immer ein ganzer Stapel von Singles. Auch wenn sie sich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr auf einem Plattenteller gedreht haben: eine Trennung von diesem Archiv der Erinnerungen an meine Gymnasial- und Studienzeit kommt nicht in Frage. Einer der Songs, die mich damals ebenso begeisterten wie aufwühlten, war „Eve of destruction“ von Barry McGuire. Zu Zeiten des Vietnamkrieges rebellierte er darin gegen die atomare Rüstung und eine gegenüber den Anliegen der jungen Generation taube politische Elite. Ob seiner Aufmüpfigkeit wurde der Song von einigen US-Sendern zunächst gar nicht gespielt, kletterte dann jedoch im Sommer 1965 innerhalb weniger Wochen an die Spitze der Charts. Das Wiederhören nach so langer Zeit – selbstredend über einen Streaming-Dienst – bewegte mich angesichts der bedrückenden Meldungslage so direkt und emotional wie seinerzeit.

Neuorientierung in Verteidigungsfragen

Zugleich wurde mir in aller Deutlichkeit bewusst, dass der Pazifismus von damals auf heutige geopolitische Auseinandersetzungen nicht mehr anwendbar ist, führt doch der Angriffskrieg auf die Ukraine zu einer noch vor wenigen Wochen für undenkbar gehaltenen Neuorientierung in Fragen der Verteidigungsbereitschaft. Die Einsicht wächst, dass jedes „Give peace a chance“ mit der Bereitschaft einhergehen muss, sich militärisch gegen künftige Angriffe auf unsere so selbstverständlich gewordenen zivilisatorischen Freiheiten zu wappnen. Frankreich denkt erstmals laut über eine Europäisierung seines atomaren Arsenals nach und der Gedanke an eine gemeinsame europäische Streitmacht, mit der man sich von dem bis vor kurzem nie ernsthaft in Frage gestellten US-amerikanischen Protektorat emanzipiert, ist kein Tabu mehr.

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