Putins Atomdrohungen: Und wieder pausiert der Weltgeist
Die Drohungen Russlands, Atomwaffen einzusetzen, ist obszön. Müssen wir uns damit abfinden?
Die Drohungen Russlands, Atomwaffen einzusetzen, ist obszön. Müssen wir uns damit abfinden?
Das kriegsverbrecherische Vorgehen Putins gegen die Ukraine ist nicht nur menschenverachtend. Mit der unverhohlenen Drohung des möglichen Einsatzes atomarer Waffen eskaliert es zur Menschheits-Verachtung.
Gleich zu Beginn des Überfalls führten erste Drohgebärden mit atomaren Schlägen gegen die angeblich aggressive NATO-Expansion zu der erwünschten Lähmung militärischer Hilfeleistungen durch westliche Staaten. Als diese dann schrittweise doch in Gang kamen und dazu beitrugen, dass der ukrainische Widerstand wesentlich nachhaltiger ausfiel als ursprünglich erwartet, folgte mit dem Test einer russischen Interkontinentalrakete eine nächste, wesentlich massivere atomare Drohgebärde – im Wissen darum, dass die USA eben erst einen schon länger geplanten eigenen Raketen-Testflug mit Rücksicht auf den Ukraine-Krieg abgesagt hatten.
Vergessener Held der Schweinebucht
Der neuartige russische Raketentyp stellt mit einer Reichweite von mehr als 15.000 Kilometern und einer Tragkraft von bis zu zehn großen Atombomben eine obszöne Bedrohungskulisse dar. Sein Probestart mitten im Krieg macht deutlich, dass eine den Ereignissen in der Schweinebucht von Kuba vor sechzig Jahren vergleichbare Gefahrenlage nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Damals bewahrte der sowjetische U-Boot-Flottenkommandant Wassili Archipow die Welt vor einem Atomkrieg, als er den bereits befohlenen Abschuss eines Torpedos mit atomarem Sprengkopf verweigerte. Seine mit keinem Friedensnobelpreis belohnte Heldentat wurde erst 2002, vierzig Jahre nach dem Vorfall und vier Jahre nach seinem Tod, bekannt.
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