Salzburg: Über Festspiele in Krisenzeiten
Das Anliegen, der „humanistischen Utopie“ zu neuen Chancen zu verhelfen, ist gerade jetzt wieder von brennender Aktualität. Gedanken zu den Salzburger Festspielen.
Das Anliegen, der „humanistischen Utopie“ zu neuen Chancen zu verhelfen, ist gerade jetzt wieder von brennender Aktualität. Gedanken zu den Salzburger Festspielen.
Flüchtlingsdramen in Kabul – Beziehungsdramen auf der Bühne. Wieder einmal hat sich in diesen Tagen die Frage gestellt, ob in Krisenzeiten Festspiele gefeiert werden dürfen. Die Festspielgründer Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt glaubten jedenfalls daran, als sie dem Zerfall der Donaumonarchie ihr kühnes Projekt entgegenstellten. Aus derselben Überzeugung ermöglichten die amerikanischen Befreier schon im Sommer 1945, dass wieder Mozart-Opern und der von den Nationalsozialisten verbotene „Jedermann“ zu erleben waren.
In den Jahren davor hatte sich auf bittere Weise gezeigt, wie Kunst auch zur Mobilisierung falscher Ideale missbraucht werden kann. Die Karrieren von dem Naziregime gefügigen Dirigenten, die nach dem Krieg zu Konzertsaal-Heroen der Wiederaufbaujahre wurden, geben davon Zeugnis. Musik ist eben nicht immer „heilige Kunst“, wie das der Komponist in der Oper „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss so hoffnungsfroh postuliert. Sie lässt sich auch „instrumentalisieren“.
Statt Krieg eine humanistische Utopie
Ins Positive gewendet: Das Anliegen, der „humanistischen Utopie“ – von der Julian Nida-Rümelin in seiner Festspiel-Eröffnungsrede sprach – zu neuen Chancen zu verhelfen, ist gerade jetzt wieder von brennender Aktualität. Denn alle Versuche der letzten beiden Jahrzehnte, Demokratien westlichen Zuschnitts vorrangig mit militärischen Mitteln zum Werte-Urmeter aller Kulturkreise der Welt zu machen, sind trotz eines Allzeithochs an Rüstungsausgaben gescheitert.
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