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Seit April kein Geld mehr

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Die bilaterale EZA (Entwicklungszusammenarbeit) ist ein wesentlicher Teil der direkt gestaltbaren Außenpolitik. Eine solche eigenbestimmte Außenpolitik darf nicht beim Eintritt in größere Gemeinschaften wie ein Mantel in der Garderobe abgegeben werden.

Die bilaterale EZA kommt am ehesten direkt den von Armut und Ungerechtigkeit betroffenen Bevölkerungsschichten in der Dritten Welt zugute. Auch in Zeiten von Sparmaßnahmen ist eine so starke Kürzung (ungefähr 25 Prozent, wenn man die Bücklagen berücksichtigt) unverantwortbar und zynisch. Die Kürzung der Hilfe für die ärmsten Bevölkerungsschichten in den ärmsten Ländern der Welt darf nicht in gleicher oder noch größerer Höhe erfolgen wie Leistungen innerhalb des viertreichsten Landes der EU.

Die von Österreich durchzuführenden Maßnahmen im Sinne der Konvergenz der EU-Mitglieder werden wohl der Bundesregierung schon vor dem EÜ-Beitritt bekannt gewesen sein. Wieso ist das wahre Ausmaß der Folgen nicht vor der Abstimmung der Bevölkerung klar gemacht worden? Iiier ist offensichtlich nicht nur unehrlich informiert, sondern auch wenig vorausge-FotoHofi plant worden. Wieso sind wir jetzt so in der Klemme, daß schon seit April für die Fortsetzung von Projekten, die erst ein Jahr laufen, kein Geld mehr da ist und viele Nicht-Begierungs-Organisationen (NGO), die solche Projekte durchführen, in

Schwierigkeiten kommen?

Es ist uns vor der EU-Abstimmung zwar gesagt worden, daß die Beiträge zum EU-Haushalt und zum Europäischen Enwicklungsfonds zu gewissen Einschränkungen im bilateralen Bereich führen könnten, gleichzeitig wurde uns versichert, daß sich die NGO verringerte Mittel in Österreich durch Kofinanzierungen mit der EU zurückholen könnten. Inzwischen hat sich längst herausgestellt, daß die Mittel, die theoretisch zu holen sind, relativ gering sind.

Eine meiner Schlußfolgerungen aus der jetzigen Misere ist, daß es in Zukunft unbedingt notwendig sein wird, die Höhe der bilateralen EZA gesetzlich zu verankern (wie dies ja auch in einem Entwurf des vor zwei Jahren diskutierten neuen EZA-Gesetzes vorgeschlagen wurde).

Der Autor ist

Leiter der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bi-schqfskonferenz für Entwicklung und Mission.

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