Ukraine-Krieg: Zur Treffsicherheit von Sanktionen

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Es braucht einen differenzierten Blick beim diskutierten Boykott von russischem Erdgas. Bei der Suche nach alternativen Quellen stößt man bald auf Doppelmoral.

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Es braucht einen differenzierten Blick beim diskutierten Boykott von russischem Erdgas. Bei der Suche nach alternativen Quellen stößt man bald auf Doppelmoral.

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Differenzierte Urteile über die Treffsicherheit und Angemessenheit von Sanktionen werden angesichts der Ruchlosigkeit des Putin’schen Vorgehens in der Ukraine immer schwieriger. Aktuell scheiden sich die Geister an der Frage, wer sich an dem von einer EU-Mehrheit befürworteten Boykott russischen Erdgases beteiligt. Wie Deutschland schließt sich auch Österreich diesem Schritt bisher aus guten Gründen nicht an, wäre doch der in Form wirtschaftlicher und sozialer Selbstschädigung dafür zu entrichtende Preis schlicht zu hoch. Eben das unterscheidet diese spezifische Maßnahme von den bisherigen, in beachtlicher westlicher Einigkeit beschlossenen Blockaden von Zentralbankguthaben, Kontosperren für Oligarchen und Lieferverboten von militärischen und technologischen Schlüsselkomponenten.

Angesichts der Tatsache, dass es sich bei der großen Mehrheit der rohstoffreichen Länder um Diktaturen oder Autokratien handelt, sind die meisten alternativen Quellen überdies nur um den Preis der Inkaufnahme einer fatalen Doppelmoral zugänglich. Oder sollte man mit einem Mal nichts mehr dagegen haben, sich Potentaten erdölreicher „Schurkenstaaten“ wie Saudi-Arabien oder Venezuela zu Freunden zu machen?

Am Pranger der „Hall of Shame“

Nicht weniger schwierig ist die Abwägung der Frage, wie sich in Russland tätige ausländische Unternehmen verhalten sollen. An der Yale School of Management wird seit kurzem ein Register sämtlicher in Putins Reich tätigen Firmen geführt, verbunden mit der strikten Erwartung, alle Aktivitäten dort unverzüglich einzustellen. Wer nicht am Pranger dieser „Hall of Shame“ stehen möchte, müsste sich demnach zum vollständigen Rückzug entschließen. Dieses geradezu inquisitorische Verlangen spießt sich allerdings mit einer Wirklichkeit, die eben nicht nur Schwarz und Weiß kennt.

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