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Steirische Pionierproiekte

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In Wildon in der südlichen Steiermark werden derzeit die umfassenden Auswirkungen der Verwendung von Biomasse für Energiezwecke im Rahmen eines Projektes studiert. Dieses sieht die Errichtung einer Anlage zur Brikettierung (Pelletierung) von Weizen- und Maisstroh im Ort vor.

Um Zulieferkosten zu minimieren, wird die Biomasse aus der unmittelbaren Umgebung, einem Bereich von 100 Quadratkilometern, bezogen. Rund 1000 Landwirte sollen zur Lieferung von Biomasse gewonnen werden.

Wohl geht es um die Verwertung von Biomasse. Aber auch die Bodenverbesserung ist ein Anliegen. Den Bauern wird die Wechselfruchtbewirtschaftung empfohlen. Klee und Mais abwechselnd.

Um den Einstieg für die Landwirte attraktiv zu machen, wird für die Trockensubstanz ein Schilling je Kilo gerechnet. Sie können somit über ein Mais- und ein Kleejahr mit einem Durchschnittserlös rechnen, der mit 13.400 Schilling je Hektar weit über dem üblichen Wert liegt.

Wichtig an dem Projekt ist der Recycling-Gedanke. Die im Einzugsbereich geerntete Biomasse wird weitgehend auf den Feldern und dann in einer eigenen Anlage getrocknet und pelletiert. Die Pellets sind transportierbar und lagerfähig, werden beim Verbraucher verbrannt, und die anfallende Asche wird bei der Nachlieferung von Pellets zurückgeholt. Einzelheizungen auf Pellet-Basis brauchen einen Brennstoffbehälter von einem Kubikmeter Größe, um einen Monat auszukommen.

Die Asche wird mit Steinmehl versetzt und ihrerseits brikettiert, um als Dünger auf den Feldern verwendet zu werden. Der regelmäßige Anbau von Klee sorgt für Stickstoffversorgung. Insgesamt wird so der Kreislauf geschlossen.

Das Projekt wurde heuer gestartet. Seine Realisierung macht einen Aufwand von zehn Millionen Schilling erforderlich. Die im Projekt vorgesehene Pelletieranlage soll jährlich 15.000 Tonnen verarbeiten können. Bei vollständiger Auslastung wird mit einem Ertrag von 1,8 Millionen Schilling gerechnet. In der Region selbst blieben bei dieser Kapazität jährlich 30 Millionen Schilling.

Probleme bereitete bis vor kurzem die Verbrermung der Pellets aus Getreide- und Maisstroh. Es kam zur Schlackenbildung. Neueste Entwicklungen ermöglichen jedoch eine weitgehend vollständige Verbrennung bei niedrigen

Emissionswerten. - Im oststeirischen Hartberg wiederum hat im Herbst 1986 ein Kraftwerk den Probebetrieb aufgenommen, das eine Leistung von 26 Megawatt hat. Es liefert in der ersten Ausbaustufe Dampf und Fernwärme an die in der Stadt tätige Firma Agrosserta. In der zweiten Stufe, die mit Herbst 1987 in Betrieb gehen soll, werden öffentliche und private Gebäude mit Wärme versorgt.

Das Werk wird eine Menge von rund 30.000 Tonnen Rinden- und Holzabfällen im Jahr verbrauchen, die vorwiegend aus der Region Hartberg kommen. Damit werden jährlich 9000 Tonnen Erdöl eingespart. Dadurch verringert sich die Umweltbelastung um be-achthche 270 Tonnen Schwefeldioxid, 180 Tonnen Staub und beachtliche Klengen an Stickoxiden.

Das von einer Tochter von Shell-Austria beschriebene Fernwärmewerk soll in einer dritten Ausbaustufe weitere private Wohnungen und das Landeskrankenhaus mit Wärme versorgen. Die insgesamt abzugebende Menge entspricht dem Bedarf von 6000 Wohnungen.

Dieses 1981 gestartete Projekt macht eine Investitionssumme von rund 90 Millionen Schilling erforderlich.

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