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Stete Umkehr notwendig

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Einen besonderen Akzent erhielt heuer die vom 18. bis 25. Jänner mit dem Motto „Durch Liebe zum Leben befreit” weltweit veranstaltete Gebetswoche für die Einheit der Christen durch Diskussionen um die sogenannten „Lima-Texte”.

Dabei handelt es sich um vom ökumenischen Rat der Kirchen im Jahr 1982 in Lima beschlossene Erklärungen über Taufe, Eucharistie und Amt, in denen verantwortliche Theologen aller christlichen Kirchen—auch der katholischen — versuchten, das Gemeinsame der christlichen Religionen zu diesen drei zentralen Glaubensinhalten herauszuarbeiten. Es ist jetzt an allen kirchlichen Ebenen - von den Kirchenleitungen bis zu den Ortsgemeinden —, sich mit diesen Texten auseinanderzusetzen, sie kritisch zu prüfen und die darin enthaltene Herausforderung an die eigene kirchliche Tradition aufzunehmen.

Eine Fachtagung der ökumenischen Kommission der Erzdiözese Wien beschäftigte sich dieser Tage mit der Frage der gegenseitigen Anerkennung der kirchlichen Ämter, der — so scheint es — gegenwärtig größten ökumenischen Schwierigkeit. So werden Presbyter (Priester)- und Bischofsamt der evangelischen Kirchen von der katholischen und den orthodoxen Kirchen als nicht voll gültig anerkannt und damit deren „Kirche-Sein” in Frage gestellt.

In den evangelischen Kirchen wurde von den Reformatoren nämlich nach dem katholischen Verständnis die apostolische Sukzession, also die ununterbrochene Herleitung des Amts von den Aposteln her, unterbrochen. Der so entstandene „Defekt” dürfe nicht zum einseitigen Vorwurf an die evangelischen Kirchen werden, forderte bei dieser Fachtagung der evangelische Theologe Ulrich Kühn, Katholisches und orthodoxes Amtsverständnis habe demgegenüber beispielsweise den „Defekt” einer mangelnden Einbindung der Amtsträger in die Gemeinden. Alle Kirchen müßten wieder an frühere Traditionen anknüpfen.

Der katholische Dogmatiker Raphael Schulte OSB hob demgegenüber den Anteil aller Christen am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi entsprechend der Kirchenkonstitution des 2. Vatikanischen Konzils hervor.

Sicher ist, daß die nächsten Schritte zur Einheit der Christen Offenheit und gegenseitiges Vertrauen als Grundvoraussetzung haben müssen.

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