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Stimme der Stimmlosen sein

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Das neue Lehrschreiben „Aetatis novae" hebt den Dialog von Kirche und Weit und die Rolle der Medien in kirchlichen Pastoralkonzepten hervor.

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Das neue Lehrschreiben „Aetatis novae" hebt den Dialog von Kirche und Weit und die Rolle der Medien in kirchlichen Pastoralkonzepten hervor.

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„Aetatis novae" folgt als kirchliches Mediendokument dem Konzilsdekret „Inter mirifica" und der Pastoralinstruktion „Communio et progres-sio", denen, so der neue Text, „bleibender Wert zukommt". Das vom Päpstlichen Rat für die Sozialen Kommunikationsmittel publizierte-Schreiben soll allen, „die mit den pa-storalen Konsequenzen der neuen Wirklichkeit konfrontiert werden, ein Arbeitsinstrument und ein Mittel der Ermutigung" sein. (1) Gründlich geht man auf die Macht der Medien, die zum Guten, aber auch Schlechten einsetzbar ist, ein: „Für viele Menschen entspricht die Wirklichkeit dem, was die Medien als wirklich ausgeben; alles, was die Medien nicht ausdrücklich anerkennen, scheint bedeutungslos zu sein... Es ist daher wichtig, daß die Christen imstande sind, die fehlende Information dadurch zu liefern, daß sie jene zu Wort kommen lassen, die keine Stimme haben." (4)

Dem Hinweis auf die Verknüpfung von Wirtschaftsstrukturen und Kommunikationssystemen folgt Kritik an der Werbung: „Man neigt dazu, Erfolg nach dem Gewinn und nicht nach dem Dienst einzuschätzen. Profitdenken und die Interessen der Werbefachleute üben eine unzulässige Beeinflussung des Inhalts der Medien aus: Popularität geht vor Qualität... Die Werbefachleute überschreiten ihre rechtmäßige Rolle, nämlich die echten Bedürfnisse festzustellen und auf sie einzugehen, und bemühen sich, von Profitgeist getrieben, künstliche Konsumbedürfnisse und Konsumvorbilder zu erzeugen." (5) Gerügt wird auch Medienkolonialismus: „So überschwemmen bestimmte populäre Medienerzeugnisse, die für eine Kultur charakteristisch sind, eine andere Kultur, oft zum Schaden der der dort bestehenden Kunst- und Medienformen und der Werte, die sie verkörpern". (5) Die Lösung der Probleme „aus dieser ungeregelten Kommerzialisierung und Privatisierung" liege „nicht in einer staatlichen Medienkontrolle, sondern in einer umfassenderen Regelung, die den Normen des öffentlichen Dienstes entspricht, sowie in größerer öffentlicher Verantwortlichkeit". (5)

Als Ursache mancher Probleme wird gesehen, „daß die zwischenmenschlichen Beziehungen in immer größerem Ausmaß durch den Gebrauch der Medien und durch die leidenschaftliche Identifizierung mit deren fiktiven Helden ersetzt werden". (7) Anderseits könnten Medien auch zur Lösung von Schwierigkeiten beitragen.

Das Dokument läßt keinen Zweifel daran, daß die Kirche mit der Welt im Gespräch bleiben muß: „Die Christen haben tatsächlich eine Verantwortung, sich in allen Kommunikationsmedien in freier Initiative zu Wort zu melden. Ihre Aufgabe beschränkt sich nicht bloß auf die Verbreitung kirchlicher Meldungen. Zu diesem Dialog gehört auch die Unterstützung derer, die im Medienwesen arbeiten; ferner die Erarbeitung einer Anthropologie und einer Theologie der Kommunikation, damit die Theologie selbst kommunikativer und damit fähiger wird, die Werte des Evangeliums zu offenbaren und sie auf die heutige Wirklichkeit der menschlichen Verhältnisse anzuwenden. Und dann fordert der Dialog noch, daß die Verantwortlichen der Kirche und die Seelsorger bereitwillig und klug die Anfragen der Medien beantworten; daß sie nämlich versuchen, mit denen, die nicht unseren Glauben teilen, auf gemeinsame Werte gegründete Beziehungen des Vertrauens und der gegenseitigen Achtung herzustellen." (8)

Dann wird an das „Recht auf Dialog und auf Information innerhalb der Kirche" erinnert und das Kirchengesetz zitiert, daß die Gläubigen „das Recht und bisweilen sogar die Pflicht haben, ihre Meinung in dem, was das Wohl der Kirche angeht, den geistlichen Hirten mitzuteilen". (10) Ergänzend folgt aus derTheologen-Instruk-tion von 1990, daß „man nicht durch das versuchte Ausüben von Druck auf die öffentliche Meinung zur Klärung von Lehrfragen beitragen und der Wahrheit dienen wird". (10)

Da „der Einsatz der Massenmedien für die Glaubens verkündigung (Evangelisierung) unabdingbar geworden" (11) sei, müssen die Medien auch „Werkzeuge" sein, wenn es um die Re- oder Neuevangelisierung geht.

Die Kirche sieht es als Aufgabe an, auf die im Medienbereich „geltenden ethischen und moralischen Kriterien" (12) hinzuweisen und das Recht auf Information und Kommunikation zu betonen: „Wo rechtliche und politische Strukturen die Beherrschung der Massenmedien durch Eliten begünstigen, muß die Kirche nachdrücklich auf der Respektierung des Rechts auf Kommunikation und insbesondere auf ihrem eigenen Zugangsrecht zu den Medien bestehen..." (15)

„Aetatis novae" wendet sich noch der kirchlichen Medienarbeit und pa-storalen Fragen zu, wozu die „Ausbildung christlicher Kommunikatoren" zählt: „Die Erziehung und Ausbildung in sozialer Kommunikation sollte integrierender Bestandteil der Ausbildung aller, die pastoral tätig sind, und der Priester sein." (18) Zuletzt werden die „Verantwortlichkeiten der B ischöfe" und die „Dringlichkeit eines Pastoralplans für soziale Kommunikation" betont. Ein Anhang „Elemente eines Pastoralplans für soziale Kommunikation" schließt den Text ab.

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