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Strahlenfrei per Federstrich

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Beachtlich, was die „Salzburger Plattform gegen Atomgefahren" berichtet: Die französische Regierung will „Freigabe-Grenzwerte" für radioaktives Material einführen. Bei 10.000 Becquerel pro Kilogramm soll der Wert liegen. Abfälle, die weniger aufweisen, könnten ohne Beschränkung wieder in den Verkehr gebracht werden. Klingt vernünftig, hat aber einen Riesenhaken: Was bisher als radioaktiv kontaminiert galt, wird mit einem Federstrich zur Handelsware -etwa Altmetall.

Verständlich ist das Anliegen: Die Entsorgung radioaktiver Stoffe klappt einfach nicht. Die radioaktiven Müllberge wachsen - vor allem im atomfreundlichen Frankreich. Jetzt hat man dort den „Scherben auf und greift mangels tatsächlicher Lösung eben zu einer administrativen. Ist ja viel einfacher: „Es strahlt nicht, was nicht strahlen darf". Dieses Rezept hat sich ja auch im Gefolge der Atomkatastrophe von Tschernobyl bei der Beurteilung der Verwertbarkeit von Fleisch bestens „bewährt".

Ist halt ein Pech, wenn wir dieses mit Plutonium oder Cäsium verstrahlte Metall dann als Uhrband oder Kochtopf stets in Reichweite haben. Nur keine Hysterie, wird man uns beruhigen. Die Werte liegen ohnedies unter der natürlichen Strahlung... Man kennt die Argumente.

Nur: Wie entrüstet wäre die Atom-Lobby wohl gewesen, hätte man ihr während der Zwentendorf-Debatte unterstellt, es könne einmal das passieren, was die Franzosen jetzt vorhaben!

Es ist eben kein schlechter Zugang, in Umweltfragen mit dem Schlimmsten zu rechnen. Es tritt leider allzu oft trotz aller Dementi ein.

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