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Strawinsky-Oper

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Die letzten Aufführungen der Saison brachten nur, wie so oft, Erfolg und Mißerfolg in einem. Bleiben wir zunächst bei Strawinskys „The Rake's Progress". Denn er bildet die rühmliche, große Ausnahme dieser Spielzeit, die demnächst endet. Die manieristische Oper geriet in fast allen Partien über das Landestheater-Mittelmaß hinaus. Auch die Leistung des Orchesters unter Friedemann Layer konnte sich hören lassen, und neun Monate Arbeit Ernst Dunshirns mit dem Chor des Hauses gingen an dieser wohl zähe-sten Institution nicht spurlos vorüber. Dieter Bülter-Marell, dem Salzburg schon zwei gute Aufführungen im Landestheater zu danken hat, zeigte wieder seine Qualitäten. Da gab es kein Darüberhinhuschen, da stimmten Bewegung und Musik. Als Gastregisseur, nicht als ständiges Mitglied des Hauses, schiene Bülter-Marell wohl den Intentionen des neuen „Opernchefs" Leopold Hager und seiner harten Arbeit zu entsprechen.

In der Partie des Tom Rakewell hörte man Alexander Wenzl, der kaum einmal so überzeugend und sicher zu hören war. Boris Rubasch-kins Nick Shadow ließ die Dämonie dieser Partie deutlich werden, vor allem in der Kartenszene am Friedhof. Ruzena Svobodova als Ann vermochte mit der Qualität ihrer Stimme das fehlende Volumen einigermaßen vergessen zu lassen. Klaus Schürmann als ihr Vater Trulove stand vor keiner schwierigen Aufgabe. Bühnenbild (Fabius von Gurgel) und Kostüme (Hill Reihs-Gro-mes) wandten sich, obwohl offensichtlich geborgt, vom Schema ähnlicher Versuche wohltuend ab. Salzburgs Premierenbürgerschaft hatte sich zu einem Teil entschuldigen lassen — zum eigenen Nachteil.

Kaum der Erwähnung wert: Paul Abrahams „Viktoria und ihr Husar" in einer musikalischen Neufassung von Karl Heinz Dold: aus Dünnblech wurde Stanniol. Als Abschiedsvorstellung für Rosemarie Konegen (Gräfin Viktoria) und Egon Simonet (Koltay) denkbar ungünstig: gesehen, gehört und schon vergessen. ais riinree iur ijoiz n.aujpnann hatte man die Rolle des Galomir in Grillparzers Lustspiel „Weh dem, der lügt" gewählt. So undankbar der Galomir zu spielen ist, so erfreulich dezent legte ihn Kauffmann an. Was äußerst schwierig schien, denn Gerd Potykas Regie hat von Grillparzers tragikomischem Opus wenig übriggelassen. Das Publikum nahm mangels an Vergleichen die derbe Kost dankbar für Delikatesse.

Von Smetanas „Verkaufter Braut" in Ernst Pichlers ambivalenter Inszenierung sei nur die Leistung Horst Nitsches als Wenzel vermerkt, den noch am Premierenabend Marcel Prawy unter Vertrag nahm.

David Mercers „Hoppe, hoppe Reiter", um mit Erfreulichem zu schließen, verdichtete Helmut Froschauer in den Kammerspielen zu einem zweistündigen Psychodrama, an dessen großem Erfolg nicht zuletzt der restlose Einsatz der Schauspieler entscheidend mitbeteiligt war. Für die tragische Rolle der Myra hatte man Helga Wiedenbrüg als Gast verpflichtet, die hauseigenen Kräfte Gerd Rigauer (Peter), Sylvia Mauas (Fanny), und Hanne Rohrer (Nan) erwiesen sich als sensible Interpreten des Stücks.

Trotzdem sucht Salzburg einen Intendanten. Wenn diese Zeilen gedruckt werden, hat man sich wohl schon entschieden. Daß ein Lustrum für eine Intendanz genügte, hat der frühere Kulturbeamte des Landes, Hofrat Pichler, schon einmal erklärt ...

• Die Komposition „Labor" von Jan W. Morthenson wird im Juli 1972 bei den Festspielen in Östersund in Schweden uraufgeführt. Die deutsche Erstaufführung wird beim Weltkongreß der Jeunesse Musical in Augsburg am 22. August stattfinden. Es spielt das Ensemble for Contempoueorgie aoioway ist ein kock-Musik-Komponist auf der Höhe seines Ruhmes, erfolgreich, umschwärmt, mit allen irdischen Gütern überhäuft — aber im Grunde einsam, unglücklich, zerrissen. Die Sitzungen bei seinem Psychiater können nicht mehr helfen, da scheint eine Begegnung mit einem Mädchen ihn retten zu können — doch auch hier wieder schaltet sich im letzten Augenblick ein geheimnisvoller Mann ein, der durch Lügen, Verleumdungen und Beschimpfungen sein Leben zu zerstören sucht, ein gewisser Harry Kellerman. „Wer ist Harry Kellerman?" ist die Frage, die durch den Film geht und ihm auch den Titel gibt; nun, psychologisch Geschulte ebenso wie erfahrene Filmhasen kommen schon sehr schnell und bald darauf, wer sich hinter diesem „bösen Geist" verbirgt, für den es ja nur eine Lösung geben kann. Das Ergebnis ist eine faszinierende psychologische Studie „des Erfolgsmenschen von heute", ein überraschendes Filmkunstwerk, das tatsächlich einmal neue Wege

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