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Am 21. Juli 1974 veröffentlichte die „Wiener Zeitung“ in ihrem Amtsblatt die Ausschreibung für die Funktionen des Generalintendanten, eines Hörfunkintendanten, eines Fernsehintendanten 1, eines Fernsehintendanten 2, von neun Landesintendanten sowie eines technischen und kaufmännischen Direktors beim ORF. „Bewerbungen mit beigeschlossenem Lebenslauf sind unter Angabe der Ansprüche bis längstens 10. August (für die Generalintendanz) bzw. bis längstens 1. September 1974 (für alle übrigen Positonen) an den Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky, Ballhausplatz 2, 1014 Wien, zu richten.“

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Am 21. Juli 1974 veröffentlichte die „Wiener Zeitung“ in ihrem Amtsblatt die Ausschreibung für die Funktionen des Generalintendanten, eines Hörfunkintendanten, eines Fernsehintendanten 1, eines Fernsehintendanten 2, von neun Landesintendanten sowie eines technischen und kaufmännischen Direktors beim ORF. „Bewerbungen mit beigeschlossenem Lebenslauf sind unter Angabe der Ansprüche bis längstens 10. August (für die Generalintendanz) bzw. bis längstens 1. September 1974 (für alle übrigen Positonen) an den Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky, Ballhausplatz 2, 1014 Wien, zu richten.“

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Die Ausschreibung läßt offen, ob das durch die ORF-Novelle neuinstallierte Kuratorium des Österreichischen Rundfunks beschließt, „daß Personen, die in der ORF Ges. m. b. H. eine Funktion bekleidet haben, die einer im österreichischen Rundfunk zu besetzenden entspricht, in dieser Funktion bis längstens zum Auslaufen ihrer jeweiligen Funktionsperiode verbleiben“. Alle genannten Funktionen werden überdies mit 15. Oktober 1974 besetzt.

Die ersten Besetzungsprobleme dürften daraus entstehen, daß Gerd Bacher erneut — schon um seine Pensionsansprüche zu wahren — als Bewerber um die Funktion des Generalintendanten auftreten wird. Im Kuratorium werden sich, da ÖVP und FPÖ und einige Virilisten die Bewerbung Bachers unterstützten, aufs erste nicht genügend viele Stimmen für den Wunschkandidaten Kreiskys oder der SPÖ finden lassen. Daraufhin könnte Bacher provisorisch Generalintendant bis 15. Jänner sein und Personen für die Programm-iratendanten, Landesintendanten und Direktoren vorschlagen — alles Persönlichkeiten, mit denen dann der künftige Generalintendant der ORF-Reform zusammenarbeiten soll. Was aber tun, wenn Bacher seine „provisorische“ Bestellung ablehnt? Allein daraus schon läßt sich ersehen, mit welcher Schnoddrigkeit das Gesetz juristisch zusammengestoppelt wurde.

Ein Wunschkandidat Kreiskys oder der SPÖ ohne ÖVP-Konsens dürfte demnach erst nach dem 15. Jänner ins Haus in die Argentinierstraße einziehen. Wer es sein wird? — Hugo Portisch, ORF-Korrespondent in London, hat offiziell abgelehnt; Wolf In der Maur wird öfters genannt (am 16. Juli führte er mit Bruno Kreisky im Bundeskanzleramt eine längere Aussprache). Hermann Polz, Chefredakteur der „Oberösterreichischen Nachrichten“, wird neuerdings ins Spiel gebracht; es ist freilich nicht anzunehmen, daß Polz den Weg von Linz nach Wien wagt, um einflußloser Vermittler zwischen dem Proporz-Kuratorium und den Fernsehintendanten zu werden. Kreisky könnte sich — trotz Dementi — aber auch für eine klassische Parteilösung entscheiden: für einen der drei SPnKultur- und Medienfunktionäre Robert Jungbluth (Bundestheaterverwaltung), Gerhard Freund (früher SP-Statthalter im Fernsehen) oder Heinz Brantl (Werbedirektor). Möglicherweise wird sich der Gewerkschaftsbuhd für einen seiner Gewährsleute einsetzen (etwa Winfried Bruckner von der ÖGB-Postille „Solidarität“), aber realistisch ist das nicht.

Interessanter sind die Bewerbungen um die bedeutend einflußreicheren Fernsehiritendanten. Hier ist eine politische Proporzlösung im Gespräch: etwa Fernsehintendant (1) Franz Kreuzer und Fernsehintendant (2) Gerhard Weis (zur Zeit Pressesprecher des ORF). Auf sozialistischer Seite bieten sich für eines der beiden Fernsehprogramme noch der Chef der Wiener Festwochen Ulrich Baumgartner, der „Arbei'ter-Zeitung“-Chefredakteur Manfred Scheuch, Boxfan Teddy Podgqrski, Beppo Mauhardt (Pressereferent des Finanzministers), der Linzer Kulturstadtrat Horst Schanovsky und der Tiroler Landesparrteisekretär Tieber an. Auf ÖVP-Seite werden genannt: Kurt Bergmann, Intendant des Niederösterreichischen LandesStudios, Emil Breisach vom Landesstudio Steiermark (er ist auch als Generalintendant im Gespräch), Alfred Hartner (bislang Hörfunkdirektor).

In jenem Zeitraum, da im gegenreformierten ORF wichtige Personalentscheidungen getroffen werden, wird sich die ORF-Reform allerdings gefallen lassen müssen, Zielscheibe heftiger politischer Angriffe — insbesondere aus der Steiermark und aus Vorarlberg — zu sein. In diesen beiden Bundesländern finden am 20. Oktober 1974 Landtagswahlen statt und die Spitzenkandidaten der ÖVP haben in beiden Bundesländern bereits eine Klage beim Verfassungsgericht wegen der „kalten Enteignung“' der Länder angekündigt. Es ist anzunehmen, daß Bundeskanzler Kreisky schon im Hinblick auf die beiden Landtagswahlen eher pragmatische und politisch akzeptable Lösungen im ORF treffen möchte — sofern der ÖGB das auch zuläßt.

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