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Sudan: Genozid in der Wüste

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Die Bürgerkriegs-Greuel, die sich im Sudan seit nunmehr 36 Jahren abspielen, haben jetzt einen neuen Höhepunkt erreicht.

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Die Bürgerkriegs-Greuel, die sich im Sudan seit nunmehr 36 Jahren abspielen, haben jetzt einen neuen Höhepunkt erreicht.

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„Um unsere Toten kümmert sich keiner.- Der sudanesische Bischof Joseph Abangite Gasi ist machtlos: Weil die Regierung in Khartum die Medien des Landes kontrolliert und ausländische Korrespondenten, so sie überhaupt erscheinen, kaum zugelassen werden, erfährt die Weltöffentlichkeit - über Bosnien gut informiert - fast nichts über den Sudan.

Die sudanesischen Bischöfe sprechen von einem „regelrechten Genozid-, den die Junta in Khartum an der Bevölkerung im Süden des Landes verübt. Dort konzentrieren sich die christliche Minderheit (sieben bis acht Prozent der Bevölkerung) und schwarzafrikanische, animistische Nomadenstämme (20 bis 40 Prozent), Opfer einer brutalen Islamisierungs-und Arabisierungspolitik des muslimischen Nordens.

Die internationale Agitation der islamischen Fundamentalisten, die nach Schwarzafrika vorzudringen versuchen,.wurde im Sudan bei der Regierungsoffensive im Frühjahr offenkundig. Mit militärischer Unterstützung aus dem Iran, Libyen und dem Irak wurde der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee SPLA ein Großteil der von ihr gehaltenen Städte im Süden abgenommen. Zahllose Zivilisten kamen dabei ums Leben.

In der von der Junta besetzten südsudanesischen Stadt Juba werden seit Jahren rund 300.000 Menschen als „menschliche Schutzschilde- gegen die SPLA festgehalten. Mehr als eine Million Flüchtlinge, die in Slums rund um Khartum lebten, sind von der Regierung zwangsausgesiedelt worden, viele von ihnen wurden ohne Wasser und Lebensmittel in der Wüste ausgesetzt. Folter in „Geisterhäusern-, Erpressung mit Nahrungsmitteln oder Medikamenten, um Nichtmuslime zu bekehren, sind an der Tagesordnung.

In einem Hirtenbrief, den die Regierung beschlagnahmte, prangerte die sudanesische Bischofskonferenz die Verletzung der Menschenrechte und die offene Verfolgung der Christen an. Die Scharia, das islamische Gesetz, wird auch auf Nichtmuslime angewandt. Immer häufiger werden Christen an der Ausübung ihres Glaubens gehindert. Kirchenführer berichteten von der Kreuzigung von Christen durch Regierungstruppeii.

Prälat Bernd Kaut, Präsident von Missio-Aachen, der in ständigem Kontakt mit Bischof Paride Taban von Torit im Südsudan steht, sieht für die katholische Kirche nur eine Möglichkeit der effektiven Hilfe: den „Dialog mit dem moderaten Islam-.

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