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Südlich der Sahara

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Afrika: Ein Kontinent, der im Chaos versinkt. Oder kommt die letzte Hoffnung aus dem Süden? Die beiden jüngsten Kommentare an dieser Stelle waren am Schreibtisch im voraus geschrieben, um die Zeit einer Reise zu überbrücken. Einer Reise nach Afrika. Was hat diese am Schreibtischbild geändert?

Alles Elend im Afrika südlich der Sahara wird zunächst einmal bestätigt: die Überflutung der großen Städte mit ausgemergelten Gestalten, das clan- und stammesbezogene Herrschaftsdenken mächtiger Potentaten, die unfaßbare Korruption (Sicherheitsbeamte am Flugplatz erpressen von allen Passagieren „kleine Geschenke" und durchsuchen dafür kein Handgepäck), die Killerseuche AIDS, an der in Großstädten schon bis zu 40 Prozent der männlichen Bevölkerung zwischen 15 und 50 leiden.

Überall ist das Bevölkerungswachstum größer als das Wirtschaftswachstum. Also wird der Jammerlebensstandard weiter sinken. Inflation, Arbeitslosigkeit, internationale Verschuldung tun das ihre. Keine Hoffnung also?

Doch. Allmählich steigt der Bildungsstand. Die Menschen verlangen mehr, ihre Führer kommen mit Sprüchen allein nicht mehr durch. Politische Verantwortung regt sich auf breiterer Basis. An Forschungsstätten (etwa dem Internationalen Institut für Tropen-Landwirtschaft in Nigerien) werden moderne Pflanzenzuchtstrategien für ganz Afrika entwickelt (von Österreich mit unterstützt). In Simbabwe, dem früheren Rhodesien, herrschen auch zehn Jahre nach dem Machtwechsel von Weiß zu Schwarz geordnete Verhältnisse. Der Druck moskauges ützter Systeme ist weggefallen. Armeen brauchen weniger Geld.

Dafür gehen jetzt für Investitionen gedachte Milliardenbeträge zur Abwendung von Katastrophenfolgen auf: Elf Länder im südlichen Afrika stöhnen unter der größten Dürrenot seit Menschengedenken. Ein halber Kontinent dürstet nach Wasser. Und nach Gerechtigkeit. Die Volksabstimmung am Kap hat die ganze Region politisiert. Unglaublich, was sich da an offenem Gesinnungswandel gegenüber der Zeit vor wenigen Jahren heute offenbart. Wir sind so vielem Zweifel, so vieler Angst begegnet - und dann 69 Prozent für die Reformpolitik de Klerks! Ein Wunder?

Nüchterner: Eine letzte, bei vielen eine fast schon verzweifelte Hoffnung. Vielleicht... Vielleicht ist der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) doch gemäßigter, als man bisher meinte. Vielleicht ebbt der blutige Machtkampf zwischen ANC und der Zulu-Partei Inkatha doch allmählich ab. Vielleicht wird eine Zauberformel gefunden, die den weißen Afrikanern ein Überleben sichert. In einem „Wirtschaftsforum" wollen Unternehmer und Gewerkschaften Südafrikas künftig zusammenarbeiten, auch die Regierung für eine Teilnahme gewinnen. Sozialer Friede durch Sozialpartnerschaft im Land der Raubkatzen, Büffel und Gazellen?

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