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Suppe dünn, Ende dick

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Sechs gegen zwei wegen sechsfachen Mordes, sechsfachen Mordversuchs und vorsätzlicher Gefährdung durch Sprengmittel, der versuchte schwere Betrug wurde achtmal bejaht - 20 Jahre Haft: Mit dem Wahrspruch der Geschworenen im Lucona-Prozeß gegen Udo Proksch ist das Schlußkapitel im monströsen Kriminalfall noch nicht geschrieben. Proksch hat gegen das Urteil Nichtigkeit und Beschwerde angemeldet. Bis es zu einem rechtskräftigen Urteil kommt, wird es noch dauern.

Und auch dann kann der Fall noch nicht abgehakt werden. Im Polit-Skandal Lucona, dermit dem Kriminalfall verwoben ist und in den höchste Repräsentanten und Beamte dieser Republik kumpanen-haft involviert waren - da geht es um Amtsmißbrauch und falsche Beweisaussage, um Urkundenfälschung und um Begünstigung -, muß erst reiner Tisch gemacht werden.

Wenn die Geschworenen mildernd für Proksch gewertet haben, daß die Straftaten schon viele Jahre zurückliegen, die Lucona ist am 23. Jänner 1977 gesunken, beweist das nur, daß sie auch nichts un-erwogen gelassen haben, was dem Angeklagten zum Vorteil gereicht. Und es ist wirklich nicht Proksch, sondern politischer Komplizenschaft anzulasten, daß der Fall zur schier unendlichen Geschichte geworden ist.

Wenn aber jetzt Ex-Justizminister Harald Ofner („Die Suppe ist zu dünn”) das Urteil in erster Instanz gar als „Bestätigung” seiner früheren Vorgangsweise rühmt, ist das nachgerade obszön. Denn ihn trifft - nachzulesen im parlamentarischen Lucona-Bericht - „die politische Verantwortung für den Gang des Verfahrens im Bereich der Justizbehörden und die dabei bewirkten Verzögerungen”.

Die Geschworenen haben gelobt, „das Gesetz treu zu beobachten”. Die involvierten Politiker etwa nicht?

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