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Szenenwechsel

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Das Land Vorarlberg, das wohl im äußersten Westen Österreichs eine gewisse Randlage einnimmt, verfügt im größeren europäischen Marktgeschehen über beachtliche Standortvorteile. Unser Bundesland liegt nämlich im Herzen des wirtschaftlichen Großraumes München, Stuttgart, Zürich, Mailand, der nicht nur hoch industrialisiert ist, sondern von dem auch maßgebliche innovative Impulse ausgehen.

Vom Sog dieses Wirtschaftsraumes hat insbesondere die Vorarlberger Exportwirtschaft profitiert, deren Außenhandelsverflechtung eine auffallende Konzentration in Richtung Integrationsraum aufweist. Immerhin: Während in Österreich etwa drei Viertel der Gesamtexporte von Kunden in den EG- und EFTA-Ländern geordert werden, entfallen in Vorarlberg fast 85 Prozent der Ausfuhren auf die beiden Integrationsblöcke. Dabei kann Vorarlberg mit einer Exportintensität — gemessen am ProKopf-Anteil der jährlichen Ausfuhrerlöse - von 85.000 Schilling Schweizer Werte aufweisen, während österreichweit diese Kennzahl nur bei etwa 54.000 Schilling rangiert.

Vorarlberg verfügt nicht nur über hervorragende Standortvorteile; unser Bundesland ist auch wirtschaftsstrukturell begünstigt, da sowohl hinsichtlich der Branchenzusammensetzung als auch im Hinblick auf die Betriebsgrößen eine ideale Ausgewogenheit besteht.

Mit der stärkeren Integration in den größeren europäischen Markt, den die Vorarlberger Wirtschaft mit Nachdruck begrüßt, wird sich natürlich auch für die mittelständischen Betriebe der Konkurrenzdruck gewaltig erhöhen, wobei aber jenen Firmen, die sich auf die neuen Marktgegebenheiten optimal einstellen, auch verbesserte Absatzbedingungen offenstehen. In Vorarlberg haben deshalb Land und Handelskammer Vorkehrungen getroffen, um die Wirtschaft bei der Meisterung all dieser Herausforderungen nach Kräften zu fördern und zu unterstützen.

Ein besonders wichtiges Instrument zur Aneignung der sögenannten Neuen Technologien stellt das Vorarlberger Technologie-Transfer-Zentrum (VTTZ) 'dar, an das im ersten Jahr seines Bestandes bereits über 300 Projekte herangetragen worden sind. Diese Dienstleistungszentrale soll nicht nur Neugründern, sondern allen innovativen Unternehmen offenstehen.

Die neuen Technologien können in den Betrieben natürlich nur dann Eingang finden, wenn sich auch die Mitarbeiter durch die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung die nötige berufliche • Qualifikation aneignen. In ihren Ausbildungsbemühungen werden die Vorarlberger Betriebe auch vom Wirtschaftsförderungs-institut der Handelskammer tatkräftig unterstützt, das gerade dem Ausbau der technischen Weiterbildung ein besonderes Augenmerk geschenkt hat.

Darüber hinaus werden in Kooperation unter anderem mit der Universität Innsbruck Universitäts-Lehrgänge angeboten, die bereits spürbar dazu beigetragen haben, den großen Bedarf an Spezialisten im Ländle abzudecken. Schließlich wird in Vorarlberg die Etablierung von HTL- beziehungsweise Handelsakademie-Kollegs forciert, die gleichfalls eine Ausbildungsfunktion erfüllen, um mittelfristig den akuten Mangel an hochqualifizierten Mitarbeitern beseitigen zu helfen. Die gezielte Ausbildung in Universitäts-Lehrgängen und Kollegs hat gegenüber dem klassischen Schulsystem den Vorteil, daß sie flexibel an den bestehenden Arbeitskräftebedarf angepaßt werden kann.

Die auch vom Land Vorarlberg uneingeschränkt mitgetragene Bildungsoffensive wird die mittelständische Wirtschaft unseres Landes mit ihren tüchtigen und engagierten Unternehmern und Mitarbeitern in die Lage versetzen, all jene Herausforderungen zu meistern, welche durch die neuen Technologien heraufbeschworen werden. Ich bin davon überzeugt, daß aus dem technologischen Szenenwechsel für unsere Unternehmen Vorteile resultieren, die sie ganz gewiß zu nutzen verstehen.

So gesehen muß uns auch vor einem Vollbeitritt in die EG nicht bange sein, da Vorarlberg im größeren europäischen Markt mit Sicherheit nicht die Rolle eines Grenzproduzenten spielen wird, sondern jene eines Landes, das längst schon seine internationale Konkurrenzfähigkeit unter Beweis gestellt hat.

Der Autor ist Präsident der Vorarlberger Handelskammer.

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