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Taiwan liegt nahe

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Für einen Durchschnittsösterreicher ist die Insel Taiwan — den abendländischen Völkern besser unter dem Namen Formosa bekannt — ein Land, das so weit und unerreichbar ist wie etwa Shangrila. In Wirklichkeit aber ist dies gar nicht der Fall. Die Insel, die etwa 200 Kilometer von der südöstlichen Küste des chinesischen Festlandes entfernt liegt, erstreckt sich über ein Gebiet von etwa 36.000 km2 oder nur wenig mehr als zwei Fünftel der Fläche Österreichs, während seine Bevölkerung etwa zweimal so groß ist (beinahe 15,000.000).

Diese Insel ist nun der Sitz der Regierung der Republik China und wurde von zahlreichen Österreichern besucht, obgleich keine diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern bestanden. Diese Reisen hingen meistens mit geschäftlichen Beweggründen zusammen, doch so mancher Besucher mag auch nur als Tourist dorthin gegangen sein. Zu den in letzter Zeit eingelangten Besuchern gehörte auch eine kleine Gruppe von hohen Funktionären der VÖEST (Vereinigte österreichische Eisen- und Stahlwerke AG), die nach Taipeh gekommen war, um der Eröffnung der China Steel Corporation (China-Stahl-Gesellschaft) am 2. November 1971 beizuwohnen. Die VÖEST hat in dieses Werk 16 Millionen US-Dollar investiert und sich auch verpflichtet, Anleihen in der Höhe von 50 Millionen Dollar ziu vermitteln. Dies stellt die größte, durch einzelne ausländische Firmen und Ubersee-chinesen vorgenommene Investition im Jahr 1971 dar und ist besonders willkommen, weil sie das Ziel der Bestrebungen der ROC unterstützt, die Grundindustrien, Eisen- und Stahlindustrie mit eingeschlossen, zu entwickeln.

Vernünftige Investition

Das Stahlwerk, dessen Fertigstellung für das Jahr 1987 geplant ist, wird eine anfängliche jährliche Produktionskapazität von 1,3 Millionen Toninen Rohstahl besitzen, die in der Folge auf zwei Millionen Tonnen erhöht werden soll. Dies wird als hinreichend angesehen, um den Bedarf für die Entwicklung anderer, davon unabhängiger Industrien zu decken, insbesondere der Maschinen-, Kraftwagen- und Schiffbauindustrien.

Das hauptsächliche Motiv für den Beschluß der VÖEST, bei diesem Stahlprojekt mitzuwirken, ist in der Tatsache begründet, daß Taiwan die idealsten Voraussetzungen für Investitionen im gesamten Gebiet östlich des Suezkanals bietet. Die politische

Stabilität, die feste wirtschaftliche Grundlage, die gut geschulte und arbeitsame Bevölkerung und ihre Facharbeitskräfte, die adäquaten inf ra struk t ur eil en Gegebenheiten, besonders die Stromversorgung und das Verkehrsnetz zu Land und zur See, die gute geographische Lage und vor allem die verschiedenen Maßnahmen, die von der chinesischen Regierung ergriffen wurden, um die Investitionsfreuddgkeit des Auslands und der Chinesen selbst zu heben — all das sind Faktoren, die zu diesen idealen Bedingungen beitragen.

Mehrere Gesetze sind erlassen worden, um die Investitionstätigkeit zu fördern, Gesetze, von denen das wichtigste, die „Statuten zur Stimulierung der Investitionstätigkeit”, im Jänner 1971 novelliert worden ist. Die wesentlichsten Bestimmungen dieser Gesetaesnovelle seien im Nachstehenden kurz zusammengefaßt.

Ein Investierender aus dem Ausland kann seine Gewinne und Zinsen unbeschränkt nach Hause schicken. Wenn er es wünscht, kann er diese Gewinne und Zinsen natürlich zwecks weiterer Expansion in neue Projekte investieren. Zwei Jahre, nachdem der Betrieb zu arbeiten begonnen hat, ist der Investierende berechtigt, jährlich 15 Prozent seiner Investitdonssumme in sein Ursprungsland zurückzusenden. Ein Unternehmen, das mit 51 Prozent oder mehr ausländischen Kapitals arbeitet, kann während der ersten 20 Jahre nicht enteignet werden. Ausländische Unternehmen können zwischen einer Eimkommen-steuerfreihedt von fünf Jahren und einer beschleunigten Steuerabschreibung der Aktiven wählen. Die letztere Möglichkeit ist besonders für kapitalintensive Unternehmen vorteilhaft. Auf jeden Fall darf die Körperschaftssteuerrate 22 bis 25 Prozent nicht übersteigen. Für Einzelpersonen, wenn der Investierende nicht in Taiwan lebt, beträgt die höchste Einkommensteuerrate nur 15 Prozent. Einkommen aus Exportverkäufen ist überhaupt von Steuern befreit und Einfuhrzölle für Maschinen und Geräte können auch erlassen werden, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden.

Es gibt im Augenblick in Taiwan drei Exportzonen, die ähnliche, wenn auch nicht genau die gleichen Funktionen haben wie Freihandelshäfen. In diesen Zonen gibt es keine Einfuhrzölle und keine Gebühren für Maschinen und Geräte, Rohmaterial und Halbfertigprodukte, die von Exportunternehmen für den eigenen

Bedarf importiert werden; ebenso gibt es keine Warensteuer für Güter, die von Exportunternehmen, die in einer Exportzone liegen, erzeugt werden, sowie für Rohmaterial und Halbfertigprodukte, die von ihnen verwendet werden. Die Errichtung und Verwaltung von Exportzonen untersteht eigenen Statuten, die am 30. Jänner 1965 veröffentlicht wurden.

Für Fälle, in denen ein Ausländer beabsichtigt, einem Hersteller in der Republik China für eine bestimmte Lizenzgebühr spezifisches Know-how zur Verfügung zu stellen, wurde die „Verordnung für technische Zusammenarbeit” herausgegeben. Da die Republik China bestrebt ist, hochentwickelte und technologisch intensive Industrien zu entwickeln, ist die Bereitstellung durch hochentwickelte Länder von internationalen Techniken und Know-how in der Herstellung derzeit dringend notwendig.

Genauere Informationen über gesetzliche Bestimmungen und über andere Einzelheiten mit Bezug auf industrielle Investionen in der Republik China können bei der nachstehenden Adresse eingeholt werden: Indiustriai Development and Investment Center, Union Building, 9 Paoching Road, Taipei, Taiwan 100, Republic of China. Kabeladresse: INVEST TAIPEI. Tel.: 28 611.

Als die Insel nach 50 Jahren japanischer Kolonisation am Ende des zweiten Weltkrieges an China zurückgegeben wurde, gab es so gut wie keine Industrie, mit Ausnahme vielleicht einiger weniger lebensmittelverarbeitender Firmen, wie Zuckerraffinerien und Herstellern von Ananaskonserven. Die Wirtschaft der Insel stützte sich vor allem auf den Export von Reis und Zucker, wobei Japan den hauptsächlichen Absatzmarkt bildete. Die erste Aktion fand im Jahr 1949 statt, als die Landesregierung von Taiwan ein erfolgreiches Bodenreformprogramm startete, indem sie die allgemeinen Farmpachtzinse auf ein Maximum von 37,5 Prozent der Haupternte von 1949 setzte. Darauf folgte der Verkauf von öffentlichen landwirtschaftlichen Gebieten an Pächter im Jahr 1951 und der Start des „Land-dem-Landmann”-Programms im Jahr 1953.

Die wirkliche wirtschaftliche Entwicklung jedoch begann erst im Jahr 1953, als die Zentralregierung den ersten Vierjahresplan für die wirtschaftliche Entwicklung ins Leben rief. Wir stehen nun im letzten Jahr des fünften Vierjahresplans.

Die fünfziger und sechziger Jahre stellten sodann zwei weitere Stufen unseres wirtschaftlichen Fortschritts dar. Während der fünfziger Jahre zielten unsere Bemühungein vornehmlich auf die Stabilisierung der Wirtschaft und auf die Sicherstel-lung einer adäquaten Versorgung der Bevölkerung mit grundlegenden Konsumgütern. Auf folgende Maßnahmen wurde dabei besonderer Wert gelegt:

• Beschleunigung der landwirtschaftlichen Entwicklung durch die Einführung des Bodenreformpro-grammes in drei Stufen (wie oben beschrieben); Stärkung der landwirtschaftlichen Organisationen und Verbesserung der Techniken in der landwirtschaftlichen Produktion.

• Expansion der Infrastruktur, einschließlich der Stromerzeugung, des Transport- und Verkehrsnetzes, der Häfen.

• Stabilisierung der Konsumgüter-preise und Einführung einer Devisenreform zum Zwecke der Exportstimulierung.

• Entwicklung eigener Industrien zur Herstellung von Importgütern wie Kunstdünger und Textilien, zur Förderung der Industrialisierung und zum Einsparen von Devisen.

Zu Beginn der sechziger Jahre trat die Wirtschaft in eine neue Entwicklungsphase ein. Mit der Errichtung der nötigen Leichtindustrie begann ein Aufschwung sowohl in der industriellen Produktion wie auch in der Exporttätigkeit. Die Regierung, die mit einer Beendigung der amerikanischen Wirtschaftshilfe rechnete, begann nun eine Aktion, die darauf abzielte, die Industrialisierung durch ausländische Investitionen und durch Investitionen von Chinesen in Übersee zu beschleunigen. Folgende Maßnahmen wurden während dieser Dekade getroffen:

• Größere Vielfalt in der landwirtschaftlichen Produktion und Erhöhung der Erzeugung von leicht verkäuflichen landwirtschaftlichen Produkten mit höherem wirtschaftlichen Exportwert.

• Verbesserung des Investitionsklimas, um ein stärkeres Einfließen von heimatlichem und ausländischem Privatkapital in den industriellen Sektor zu bewirken.

• Ständige Expansion der Infrastruktur zur Unterstützung einer fortschreitenden Industrialisierung.

• Forderung von für den Export arbeitenden Industrien und Expansion des Außenhandels.

Bisherige Erfolge

Während der letzten 18 Jahre hat die Republik China infolge einer gesunden Politik und dank dem Fleiß und den Bemühungen sowohl der heimatlichen Bevölkerung wie auch der Chinesen im Ausland einige ganz hervorragende Ergebnisse erzielen können.

Das Bruttonationalprodukt der Republik China betrug im Jahr 1970 5,45 Milliarden US-Dollar; das bedeutet eine Steigerung von 344 Prozent im Vergleich zum Bruttonationalprodukt von 430 Millionen Dollar 1952, dem Jahr vor dem Beginn des ersten Vierjahresplans der wirtschaftlichen Entwicklung, und eine Steigerung von 10,1 Prozent im Vergleich zu 1969. Eine Steigerung also, die das Plansoll von 7 Prozent weit überstieg. Das Einkommen pro Kopf der Bevölkerung betrug im Jahr 1970 292 Dollar.

Obwohl die Statistiken für 1971 noch nicht definitiv feststehen, können doch einige Ziffern genannt werden, um die derzeitigen Trends aufzuzeigen. Nach voraussichtlichen Schätzungen des staatlichen Amtes für Statistik stieg das Bruttonationalprodukt dm Jahre 1971 auf 6237,5 Millionen Dollar, was eine reale Steigerung von 11,4 Prozent im Vergleich zu 1970 darstellt. Das Einkommen pro Kopf der Bevölkerung erreichte eine Rekordhöhe von 329 Dollar.

Die wirtschaftliche Struktur hat in den jüngst vergangenen Jahren insoferne einen bedeutungsvollen Wandel erfahren, als die Industrie wesentlich rascher gewachsen ist als die Landwirtschaft. Im Jahr 1970 fielen 32 Prozent des Nettonational-produkts auf die Industrie, im Vergleich zu 17,9 Prozent im Jahr 1952, während die Landwirtschaft von

35.7 Prozent im Jahr 1952 auf 19,2 Prozent im Jahr 1970 absank. Diese Anteile verschoben sich noch weiter auf 34,8 Prozent zugunsten der Industrie, im Vergleich zu

17.8 Prozent zugunsten der Landwirtschaft im Jahr 1971. Durch dieses anhaltende Wachstum der Industrie ist das Land in ein Stadium der beschleunigten Industrialisierung getreten, das zweifeldos unsere nationale Stärke weitgehend beeinflussen wird.

Im Verlauf dieser wirtschaftlichen Entwicklung haben die Preise der Konsumgüter, dank den Bemühungen der Regierung, die Preise stabil zu halten, in den letzten Jahren einen nur geringfügigen Aufwärtstrend gezeigt. Zwischen 1952 und 1969 wurde eine Steigerungsrate im städtischen Konsumgüterindex mit 1,64 Prozent verzeichnet. 1970 stieg der Großhandelspreisindex um 2,72 Prozent, während der städtische Konsumgüterpreisdndex um 3,57 Prozent anstieg. Die entsprechenden Indizes für die ersten elf Monate des Jahres 1971 waren um 0,06 Prozent niedriger beziehungsweise um 2,48 Prozent höher als jene der entsprechenden Zeitabschnitte des Jahres 1970. Somit konnte sich die Republik China verhältnismäßig stabilerer Konsumgüterpreise erfreuen als andere Länder während derselben Zeitspanne.

Die landwirtschaftliche Produktion von Taiwan ist trotz des Handikaps durch nur beschränkt vorhandene anbaufähige Flächen im Laufe der Jahre infolge der Steigerung der Erträge in den einzelnen Gebieten stetig angewachsen. Abgesehen von der Deckung des heimatlichen Bedarfs an Lebensmitteln und Rohstoffen für inidustrieMe Zwecke, hat der landwirtschaftliche Sektor auch seinen Teil dazu beigetragen, durch Exporte von landwirtschaftlichen, sowohl primären wie auch verarbeiteten Produkten, während der letzten Jahre gewaltige Summen an Devisen einzubringen.

Während des Zeitabschnitts von 1953 bis 1968 betrug die Wachstumsrate im landwirtschaftlichen Sektor durchschnittlich 5,2 Prozent jährlich. 1969 mußte infolge von Taifunschäden ein Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion um 1 Prozent hingenommen werden, doch hob sich die Wachstumsrate 1970 um so rascher, als sie, dank den guten Wetterverhältnissen und einer starken Expansion der Vieh- und Fischereiproduktion, eine Steigerung von 4 Prozent verzeichnen konnte. 1971 fiel sie wieder auf die vorausgeplanten 2,5 Prozent zurück, vorwiegend infolge von Taifunschäden.

Während der Periode von 1953 bis 1968 betrug die Wachstumsrate auf dem industriellen Sektor durchschnittlich 13,9 Prozent jährlich. 1969 erlebte die Industrie ein Wachstum von 17,3 Prozent, 1970 von 16,3 Prozent, während die starke Aufwärtskurve von 1971 auf 21,2 Prozent geschätzt wird. Den größten Fortschritt erzielte der Häuserbau, dem der Bau von Fabriken und von gemeinnützigen Betrieben folgte. Der Bergbau hatte die kleinste Wachstumsrate zu verzeichnen.

Um die nötige Stromversorgung für eine Entwicklung der Industrie zu gewährleisten, hat die Regierung für eine anhaltende Expansion der Kraftstromindustrie gesorgt. Ihre Kapazität stieg von 0,33 Millionen Kilowatt im Jahr 1952 auf 2,72 Millionen kW im Jahr 1970 an, was eine Steigerung von 800 Prozent bedeutet. Derzeit wird bereits an der Planung von zwei Atomkraftwerken gearbeitet, von denen jedes eine Kapazität von 0,64 Millionen kW besitzen wird. 1971 erreichte die Kraftstromerzeugung 14,160 Millionen kWh.

Unter den Maßnahmen, die bisher ergriffen wurden/um eine rasche Industrialisierung zu fördern, sind zwei besonders erwähnenswert. Es sind dies die Verbesserung des Inve-stistionsklimas und die Verabschiedung des Gesetzes über die Förderung von Investitionen, um einen größeren Fluß von heimatlichem und ausländischem Kapital herbeizuführen, wie weiter oben erwähnt, und des weiteren die Förderung der

Expansion der Privatindustrie. Die Produktion der Privatindustrie hatte zwischen 1953 und 1970 ein jährliches Wachstum von durchschnittlich 17,5 Prozent aufzuweisen, im Vergleich zu rund 10,4 Prozent bei öffentlichen Unternehmen. Als Folge davon haben die jeweiligen Anteile an der gesamten industriellen Produktion einen bedeutenden Wandel erfahren. Im Jahr 1952 noch konnten die öffentlichen Betriebe 56,6 Prozent der gesamten industriellen Produktion für sich buchen, während 43,3 Prozent auf die privaten Unternehmen entfielen. 1970 jedoch verschoben sich die Ziffern auf 29,5 Prozent, respektive 70,5 Prozent. Es ist offensichtlich, daß die Privatindustrie nunmehr zur Hauptstütze der Industrialisierung unseres Landes geworden ist.

In den letzten Jahren haben sowohl Exporte wie auch Importe eine stetige Expansion erlebt. Der gesamte -Hadel -in - beide- Richtungen. stieg von 326 MiEionen US-Dollar im Jahr 1952 auf 3089 Millionen Dollar im Jahr 1970, und weiter auf die vorausgeschätzten 4059 Millionen

Dollar im Jahr 1971, um 32 Prozent also mehr als im Jahr 1970. Besonders erfreulich ist die Tatsache, daß 1970 zum erstenmal Chinas Exporte die Importe überstiegen, was zu einem Überschuß von 34 Millionen Dollar führte. Diese Ziffer hat sich im Jahr 1971 auf die vorausgeschätzten 189 Millionen Dollar erhöht.

Unser Gesamtexport belief sich

1970 auf 1561 Millionen Dollar und verzeichnete somit eine Steigerung von 40,6 Prozent gegenüber 1969. Für

1971 wurde die Gesamtsumme auf 2124,4 Millionen Dollar geschätzt, 37 Prozent mehr als 1970. Die Gesamteinfuhr betrug 1970 1527 Millionen Dollar, was eine Steigerung von 26,8 Prozent gegenüber 1969 bedeutet. Die Schätzungen für 1971 betrugen 1934,9 Millionen Dollar und 26,2 Prozent gegenüber 1971. •

Die Zusammensetzung sowohl der Ausfuhren wie auch der Einfuhren während der letzten Jahre hat einen bedeutsamen Wandel erfahren. 1952 haben die landwirtschaftlichen Rohprodukte und die verarbeiteten landwirtschaftlichen Produkte

27 Prozent beziehungsweise 68 Prozent ausgemacht. In den jüngst vergangenen Jahren jedoch ist ihr Umfang stark zurückgegangen. 1970 konnten sie nur noch 10 Prozent, respektive 12 Prozent für sich buchen. Anderseits stiegen die industriellen Produkte, die 1952 nur 5 Prozent der Gesamtausfjuhren ausmachten, rapid auf 78 Prozent im Jahr 1970 an. Gleichzeitig wurde ein prozentueller Rückgang der Einfuhren von Konsumgütern und ein rasches Ansteigen der Einfuhren von Investitionsgütern vermerkt. Rohmaterial nimmt nach wie vor den größten Platz in unseren Einfuhren ein.

Trends und Ziele

'Chinas wirtschaftliche Entwicklung ist nun aus einem Stadium der „Entwicklung der Industrie durch die Landwirtschaft und Expansion der Landwirtschaft durch die Industrie” in ein Stadium der „Förderung des Handels durch ständige Förderung der Landwirtschaft und der Industrie, und Aufrechterhaltung des Wachstums von Industrie und Landwirtschaft durch stetige Expansion des Handels” übergegangen. Um uns der starken Konkurrenz auf dem Weltmarkt anzupassen und um unser wirtschaftliches Wachstum weiter zu beschleunigen, werden wir in den siebziger Jahren die nachstehend skizzierte Politik verfolgen:

• Ebensoviel Schwergewicht ist auf die Erhaltung der Preisstabiütät wie auf die Förderung eines stetigen, gesunden wirtschaftlichen Wachstums zu legen.

• Förderung des Außenhandels zur Ankurbelung der landwirtschaftlichen und industriellen Produktion.

• Verbesserung und Modernisierung der Produktionsstruktur auf den Sektoren der Landwirtschaft und der Industrie.

• Erneuerung der landwirtschaftlichen Produktion, um eine Erhöhung des Einkommens der landwirtschaftlichen Betriebe und eine Beschleunigung der Modernisierung der Landwirtschaft herbeizuführen.

• Vergrößerung des Grundbesitzes der einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe, Beschleunigung des Land-kommassierungsprogramms und Förderung der Mechanisierung landwirtschaftlicher Betriebe.

• Bereicherung der landwirtschaftlichen Entwicklung durch den Anbau von verschiedenartigeren Früchten von höherem wirtschaftlichen Wert und Verbesserung des Verteilungssystems der landwirtschaftlichen Erzeugnisse.

• Beschleunigung der Entwicklung von Viehzucht und Fischerei.

• Intensivierung” der 'Boiden- und Wasserkonservierung und Entwicklung der Gebirgsgegenden.

• Beschleunigung der industriellen

Entwicklung, Expansion der Grund-und der Schlüsselindustrien, Entwicklung der komplexeren Industrie, um die Struktur auf 'diesem Sektor zu verbessern.

• Intensivierung der Erforschung von Boden- und Meeresschätzen und Expansion der Stromversorgung, worunter auch der Bau von Atom-und Thermalkraftwerken sowie die Errichtung einer Ölraffinerie in Nordtaiwan fallen.

• Entwicklung der Grundindustrie, zu der auch die Errichtung eines integrierten Stahlwerks gehört, Entfaltung der Maschinen-, Schiffbau-, Kraftwagen-, Aluminium-, Kupfer-und petrochemischen Industrie.

• Entwicklung der Fein- und der Präzisionsindustrien.

• Förderung einer koordinierten Entwicklung der staatlichen und privaten Industrien.

• Nachlassen der Kontrolle über die Privatindustrie und schrittweise Abschaffung von Schutzmaßnahmen.

• Förderung von ausländischen Investitionen und solchen von Chinesen in Ubersee.

• Intensivierung der Hilfe für das Kleingewerbe.

• Förderung des Außenhandels, Intensivierung des Außenhandels durch eine größere Vielfalt der Märkte und Erzeugnisse sowie durch Verbesserung der Qualität.

• Im Außenhandel: Stärkung der Finanzierung von Exporten, Errichtung von Außenhandels-Entwick-lungsämtern mit dem Ziel, Mittel und Wege zur Entfaltung unseres Handels mit Europa, Lateinamerika und Afrika zu finden, Intensivierung der Exporte durch eine immer größere Vielfalt von verarbeiteten landwirtschaftlichen Produkten.

• Im Importgeschäft: Verbesserung; der Importe von Massenwaren, Vereinfachung der Ansuchen um Importe von Investitionsgütern und Rohmaterial, Nachlassen der Einfuhrkontrolle.

• Weitere Verbesserung der Transportmittel, mit dem Ziel, mit der wirtschaftlichen Entwicklung Schritt zu halten und den steigenden Bedürfnissen der Landesverteidigung und der industriellen und geschäftlichen Tätigkeit nachzukommen.

• Entwicklung der Arbeitskraftreserven, Beschleunigung der beruflichen und technischen Schulung und Erhöhung der Arbeitsproduktivität.

• Forschung und Entwicklung, Intensivierung der Forschung in der industriellen und angewandten Wissenschaft, um einen technischen Durchbruch zu erzielen.

Bei der Verwirklichung dieser langfristigen Ziele und der Durchführung der geplanten Maßnahmen werden wir in Anbetracht der wechselnden internationalen Situation und der wirtschaftlichen Gegebenheiten außerhalb Chinas, besonders in Anbetracht der Schutz- und anderen Maßnahmen, die viele der Weltmächte ergreifen, gewiß auf so manche Schwierigkeit und Härte stoßen. Wir sind jedoch davon überzeugt, daß wir mit Hilfe vernünftiger Planung, harter Arbeit und gemeinsamer Bemühungen sowohl des staatlichen wie auch des privaten Sektors in der Lage sein werden, alle Hindernisse zu überbrücken und in unserer zukünftigen wirtschaftlichen Entfaltung noch mehr Leistungen zu vollbringen.

Wir brauchen auch die Unterstützung fremder Länder und die Zusammenarbeit mit ihnen, ganz besonders aber Investitionen in Form von Kapital und durch die Bereitstellung von Geräten, Techniken und Know-how. Das alles benötigen wir in unseren Versuchen, technisch intensive und höher entwickelte Industrien auf dieser Insel zu entfalten. Wir sind fest davon überzeugt, daß diese Art von Investitionen und von technischer Hilfe nicht nur uns, sondern auch jenen zugute kommen wird, die investieren und technische Hilfe zur Verfügung stellen wollen, denn auch wir haben Dinge zu bieten, die den gegenseitigen Interessen dienen können.

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