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Mein erster Eindruck? Bei den „expression '87”, den 4. Internationalen Sommertanzwochen im Bundessportzentrum auf der Wiener Schmelz im August, wurde der Saal wegen Uberfüllung geschlossen. Experimenteller, moderner Jazz und klassischer Tanz: die „Vienna Workshop Company” bestritt einen großen Teil eines beeindruckend langen Programms.

Am Beginn des Sommertanzwochen-Seminars wurde diese Kompanie zusammengestellt und soll in Zukunft weiterhin mit Gastlehrern aus verschiedenen Ländern arbeiten und öffentliche Auftritte absolvieren. Davon ausgehend, daß jede Art des Tanz- und Bewegungsunterrichtes auch Bildung am Menschen selbst ist, wurde in einigen Stük-ken diese Arbeit mit den Tänzern wirklich spürbar, außerdem die Freude an der Bewegung, das Miteinander, das Gefühl für den eigenen Körper.

Der Trend der tanzfreudigen Wiener geht also hin zur Wiederentdeckung des eigenen Körpers und dessen ursprünglichen Bewegungen. Vielleicht spielt dabei auch so etwas wie Selbstverwirklichung eine Rolle, jedenfalls wurde beispielsweise ein Seminar mit hervorragenden Lehrern des sogenannten traditionellen afrikanischen Tanzes angeboten.

Viel verstehen lernen mußten auch jene Seminarteilnehmer, die den in den fünfziger Jahren entstandenen japanischen Butoh (Tanz der Finsternis) belegt haben, er ist eine Revolution gegen die Verwestlichung des Tanzes in Japan. Neben dem Afro Dance war der Moderne Tanz der zweite Schwerpunkt der heurigen Sommertanzwochen. International anerkannte Lehrer aus Österreich, den USA und aus Brasilien boten fundierten Unterricht in den verschiedenen modernen Techniken, so etwa nach Merce Cunningham, Jose Limon und Louis Falco. Dazu kamen noch Angebote für Contact-Improvi-sation, Body and Mime, Stret-ching und Light Design for Dan-cer. Neu war auch die moderne Jazztechnik nach Matt Mattox. Einziges Stiefkind blieb das klassische Ballett mit seinem kühlen Nebeneinander, für das — denke ich —, noch die richtigen Lehrer gefunden werden sollten.

Der technischen und künstlerischen Leitung, Karl Regensburger und Ismael Ivo, ist Anerkennung für die Mühe auszudrücken, Wien näher an die internationale Tanzszene gerückt zu haben. Bleibt zu hoffen, daß dieses Seminar trotz der angestrebten In-ternationalität sein gemütlich charmantes Wiener Flair behält.

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