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TAUSEND JAHRE GEMEINSAME GESCHICHTE

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Bevor wir uns den jetzigen und zukünftigen Formen der Zusammenarbeit zwischen den katholischen Diözesen Sloweniens und jenen in Österreich, Ungarn, Kroatien und Italien widmen, ist es sinnvoll, auf die engen geschichtlichen und kulturellen Bindungen aufmerksam zu machen, die in der Vergangenheit unsere Nationen, Kirchen und Staaten vereint haben. Aus dieser Perspektive und der jetzigen Situation werden wir leichter die neuen Zusammenarbeitsformen entdecken, die uns auch in Zukunft verbinden sollen.

Tausend Jahre haben wir in einem gemeinsamen Staat gelebt. Als 1918 das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen entstand, hatten die Diözesen Ljubljana (Laibach) und Maribor (Marburg)-Lavant ihre Metropoliten noch in Gorica und Salzburg. 1947 wurde für die nunmehr slowenischen Teile der Erzdiözese Gorica und der Diözesen Trst, Köper und Rijeka eine „Apostolische Admi-nistratur" für das Primorje (Küstenland) mit Sitz in Köper geschaffen. Nach dem Vertrag von Osimo 1974 zwischen Italien und Jugoslawien erhob Rom diese Administrator zur Diözese Köper (die nicht an Österreich grenzt).

Heute umfaßt die slowenische Kirchenprovinz das gesamte Staatsgebiet Sloweniens mit Ausnahme der Pfarrei Razkrizje, die zur Erzdiözese Zagreb gehört. Von 1983 bis 1991 gab es innerhalb der Jugoslawischen Bischofskonferenz inoffiziell eine regionale Slowenische Bischofskonferenz. Bald wird sie es auch offiziell.

Metropolit ist dec Erzbischof von Ljubljana, Alojzij Sustar. Die 1461 gegründete Diözese wurde 1961 zur Erzdiözese erhoben und zählt 718.000 Katholiken (81 Prozent). In der Erzdiözese arbeiten 525 Priester. Die Zahl der Priesterkandidaten beträgt 58.

Die Diözese Maribor geht auf die 1228 gegründete Diözese Lavant zurück, deren Sitz 1859 von St. Andrä im Lavanttal nach Maribor verlegt wurde. Aber erst 1962 erhielt sie ihren heutigen Namen. Sie zählt 720.000 Katholiken (86 Prozent der Bevölkerung). Die Gesamtzahl der Geistlichen ist 399, davon sind 87 Ordenspriester. Die Zahl der Theologen im Priesterseminar beträgt nur 18.

Die Priesterausbildung für ganz Slowenien erfolgt in Ljubljana, wo seit 1919 eine Theologische Fakultät besteht, die 1952 von der staatlichen Universität ausgeschlossen wurde, aber bald wird sie wieder zur Universität gehören. Eine Filiale der Fakultät wurde 1968 in Maribor errichtet. Der Lehrkörper besteht im Studienjahr91/92 aus 61 Professoren, Dozenten und Assistenten. Die Zahl der Studenten beträgt 184, davon sind 133 Priesteramtskandidaten der drei Diözesen, andere sind Laientheologen und -theologinnen.

In Slowenien gibt es 540 männliche Ordens-leute,diezwölf verschiedenen Orden und Kongregationen angehören, und 860 Schwestern aus 13 verschiedenen Orden. Sloweniens Kirche verfügt seit langem wieder über eine gute Kirchenpresse. Die katholische Wochenzeitung „Druzina" (Die Fa-milie) erscheint seit 1952. Eine angesehene monatliche Jugendzeitung ist „Ognjisce" (Der Herd), daneben gibt es auch zahlreiche Revuen und Blätter für verschiedene Gruppen.

Auf allen Gebieten bestehen Kontakte zu den Kirchen der Nachbarländer. Alle drei Ordinarien besuchen die benachbarten Bischöfe und nehmen an bedeutenden kirchlichen Veranstaltungen teil, am bedeutendsten und am besten besucht sind die Drei-Länder-Treffen. Die Professoren der Theologischen Fakultät kommen jährlich mit den Kollegen der Grazer Theologischen Fakultät zusammen. Es gibt auch viele Treffen der einzelnen Grenzdekanate. Wir arbeiten auf dem Gebiet der kirchlichen Presse und der anderen Medien zusammen, es bestehen Kontakte zwischen Pastoralexperten, Ordensleuten und anderen katholischen Aktivisten von beiden Seiten der Grenze.

Die internationale Anerkennung des slowenischen Staates wird auch einige Veränderungen bei der kirchlichen Zusammenarbeit mit sich bringen. Die Jugoslawische Bischofskonferenzgibt es praktisch nicht mehr, obwohl sie formell noch besteht. Auch Kontakte mit der kroatischen Kirche werden auf einer anderen Ebene fortgesetzt.

Dieses FURCHE-Dossier steht am Beginn einer Zeit, in der es noch mehr ähnliche gemeinsame Initiativen geben wird. Je mehr wir uns kennen werden, desto besser werden wir uns verstehen und leichter zusammenarbeiten. Das ist das Ziel, für das es sich lohnt, die besten Kräfte einzusetzen.

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