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Technik kontra Schöpfung?

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Die Liebe eines heiligen Franziskus zu allen Geschöpfen oder die Lehre von der Ehrfurcht vor dem Leben eines Albert Schweitzer sind Vorbilder christlicher Lebensanschauung und christlichen Lebens. Da wird die Achtung vor Gott, dem Nächsten und vor der Schöpfung sichtbar.

Seit der Aufklärung aber haben wir uns in einen Wissenschaftswahn und Fortschrittsglauben, der nicht von Gebet und Arbeit, sondern von Arbeit allein geprägt ist, verrannt und damit eine äußerst gefährliche Entwicklung ausgelöst. Eine Wissenschaft, in der alles gemacht wird, was machbar ist - ohne die moralische Frage

Es entstanden prächtige Wälder. Mit ihnen kam das Wasser, mit dem Wasser entstand fruchtbares Land. Und dann kamen Menschen, die sich ansiedelten. Als der Einsiedler fast 90jährig 1947 starb, lebten Tausende Menschen in blühenden Dörfern.

1970 war alles wieder anders. Die Wälder waren großteils abgeholzt, an ihrer Stelle riesige Atombomben-und Oltanklager angelegt worden.

Unruhe erfaßt den Menschen, wenn er heute die täglichen Nachrichten hört und erkennt, wie lieblos und ohne Ehrfurcht die Natur behandelt wird. Der Mensch ist aus der Lebensgemeinschaft mit der Erlaubtheit zu stellen, hat uns in eine lebensbedrohende Situation gebracht.

Der 1981 verstorbene Physiker Walter Heitier hat dies ganz klar ausgesprochen: „Unser heutiges Tun dient einem übertriebenen, wegen der Endlichkeit der Rohstoffe nur kurzfristig möglichen Wohlleben und sonst hauptsächlich dem Tode. Was nottut, ist, symbolisch gesprochen. Bäume pflanzen, das heißt, dem Leben dienen und damit dem (nämlich dem Schöpfergott), der dieses Leben geschaffen hat. Das sind - trotz aller Wissenschaft -nicht wir.“

Was hat Heitier mit dem Bäumepflanzen gemeint?

Dazu eine wahre Begebenheit, die der französische Schriftsteller Giono unter dem Titel „Der Mann mit den Bäumen“ berichtet. Sie spielt in den Jahren 1910 bis 1947 in Südfrankreich, dort, wo die Alpen gegen die Ebene der Provence abfallen.

Bei einer Wanderung in dieser öden, verlassenen, trockenen Gegend begegnete Giono einem Einsiedler, der Schafe hütete. Jeden Morgen zog er aus, einige Kilometer weit, um Eicheln, die er gesammelt hatte, in den Boden zu stecken. Er tat dies schon seit drei Jahren und sollte es noch mehr als dreißig Jahre, unbekümmert um zwei Weltkriege, so weiter tun.

der Natur ausgetreten. Andere Werte als die der Technik und des Geldes will er nicht mehr kennen.

Die letzte Sozialenzyklika des Papstes weist auf die Grenzen des Gebrauchs der Natur hin: „Die vom Schöpfer dem Menschen anvertraute Herrschaft ist keine absolute Macht, noch kann man von Freiheit sprechen, sie zu gebrauchen oder zu mißbrauchen oder über Dinge zu verfügen, wie es beliebt.

Die Beschränkung, die der Schöpfer selber von Anfang an auferlegt hat, ist symbolisch in dem Verbot enthalten, ,von der Frucht des Baumes zu essen’ (vergleiche Genesis 2,16-17). Sie zeigt mit genügender Klarheit, daß wir im Hinblick auf die sichtbare Natur nicht nur biologischen, sondern auch moralischen Gesetzen unterworfen sind, die man nicht ungestraft übertreten darf.“

Unser Verhalten gegenüber der Schöpfung muß sich radikal ändern.

Dieser Dienst verlangt Verzicht. Es gibt keine Liebe ohne Opfer. Der Verzicht auf schrankenloses Wohlleben und unbeschränkte Macht hat bei uns Christen eine weitere Dimension: Er ist das Zeichen unserer freien Entscheidung für Gott.

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