Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Terrible Vereinfachung
.JFußabdrücke des Zufalls“ - unter diesem Titel „widerlegte“ das Zweite Fernsehprogramm am 20. März die angeblich primitive Meinung, wir seien Produkte der göttlichen Schöpfung. Nein, so dozierte ein amerikanischer Professor, von einem selbstprogrammierten Computer eindrucksvoll unterstützt, im Volkshochschulton, eine rein zufällige Variation der Gene habe natürlich die Arten hervorgebracht. Als seine Gegner waren naive „£reativisten“inden USA zu erkennen, und denen trat er wacker entgegen - freilich mindestens ebenso naiv.
Kein emstzunehmender Naturwissenschaftler bezweifelt heute die Tatsache der Evolution. Ihre Theorie hat freilich gerade in jüngerer Zeit faszinierende neue Aspekte hervorgebracht. Dabei geht es gerade um den berühmten ,Zufall“. Tritt er doch unverkennbar in einer als systematisch zu erkennenden Weise auf, oft unabhängig voneinander gleichzeitig an mehreren Stellen. Hier kann man durchaus wiedemm auf einen Schöpfungsplan — eben der Evolution — schließen.
Gott läßt sich bekanntlich durch die Naturwissenschaften weder beweisen noch widerlegen. Die größten Denker unserer Zeit zerbrechen sich darüber die Köpfe, und viele von ihnen sehen sich im Glauben bestätigt. Das Fernsehen scheint seinen Bildungsauftrag so zu verstehen, daß es nicht auch solche zu Wort kommen läßt, sondern nur einen terriblen Vereinfachen nach Disneyland- Art. Man merkt die Absicht und wird wieder einmal über die Femsehverantwortlichen verstimmt.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!