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Thanin ging, die Militärs kamen wieder

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Kaum ein Jahr nachdem Thanin Kraivichien von den putschenden Armeeführem zum Ministerpräsidenten Thailands eingesetzt worden war, mußte er am 20. Oktober auf Befehl der gleichen Militärs den Hut nehmen; mit ihm ging auch das Kabinett der Technokraten. Die Militärs, unter Führung des starken Mannes Admiral Sangad Chaloryoo, übernahmen direkt die Regierungsgewalt und arbeiten nun wieder einmal eine neue Verfassung aus. Thanin war früher Richter und ist ohne politische Erfahrung, aber er überraschte allgemein durch ungewöhnliche Tatkraft und Standfestigkeit. Seine Machtbasis war die Unterstützung des Königs und der Militärjunta, der er aber durchaus nicht nur als demütiger Befehlsempfänger gegenübertrat. Er sicherte dem Land mit seinen 45 Millionen Einwohnern eine gewisse Stabilität.

Scharf profiliert war auch seine antikommunistische Haltung. Deshalb nahm er die von seinem Vorgänger abgebrochene militärische Zusammenarbeit im Grenzgebiet mit der malaysischen Armee wieder auf, so daß zwei erfolgreiche Kampagnen gegen die chinesischstämmigen Dschungelkämpfer durchgeführt werden konnten.

Gegen Laos und Kambodscha war er bereit, jederzeit bei Grenzverletzungen energisch die Armeekräfte einzusetzen.

Für die Rückkehr zur Demokratie faßte er einen 16- Jahres-Plan ins Auge. In viermal vier Jahren sollte durch ein Erziehungsprogramm auf lokaler Ebene das Vok auf eine verantwortungsbewußte Handhabung seiner Rechte und Pflichten vorbereitet werden. Erst in etwa zwei Jahren sollte politischen Parteien wieder die Tätigkeit zur Vorbereitung von landesweiten Wahlen für ein Parlament mit begrenzten Rechten erlaubt werden.

Thanins Jahr als Premier muß im Ganzen als erfolgreich taxiert werden. Warum aber mußte er gehen?

Am 28. September war der plötzlich als starker Mann Kambodschas ins Rampenlicht getretene Premier und Parteisekretär Pol Pot nach Peking geflogen. Nach einem Besuch in Nordkorea machte er nochmals unerwartet einen Zwischenhalt in Peking. Zur gleichen Zeit hatten die Chinesen den früheren Premier Thailands Ku- krit Pramoįj zu einem Besuch eingeladen. Man vermutet, daß die Chinsesen versuchen, den Konfliktstoff in Süden zu entschärfen, vor allem den unsinnigen Vernichtungskrieg der Kambodschanischen Befreiungsarmee gegen ihr eigenes Vok und ihre Ausfälle gegen die Nachbarn zu beenden. Ihnen liegt daran, in diesem für sie strategisch lebenswichtigen Gebiet den eigenen Einfluß zu wahren und die Russen an der Errichtung einer Hegemonie zu hindern. Deshalb fanden sie im Sommer, als die ASEAN ihre wichtige Gipfelkonferenz abhielt, erstmals anerkennende Worte für die fünf westlich orientieren Staaten, während Hanoi und Moskau immer noch dagegen, als gegen eine verkappte Militärallianz, protestierten.

Die Junta in Bangkok verstand die Signale aus Peking und ließ Thanin fallen, um einer Politik der Entspannung keine Hindernisse in den Weg zu legen. Ob diese Hoffnungen sich erfüllen, wird weitgehend davon abhängen, ob die kommunistischen Guerilleros im Süden und Nordosten und die Machthaber in Phnom Penh den Weisungen aus Peking zu gehorchen gewillt sind.

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