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Theater an der Wien 500.000 sahen hier „Die lustige Witwe“

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Heute kann sich wohl kaum ein Wiener vorstellen, daß noch 1960 die Zerstörung des Theaters an der Wien ernsthaft zur Debatte stand. Es war zwar nicht an einen Abriß des denkmalgeschützten Bauwerkes gedacht, aber die Umwandlung in ein Kino oder sogar in eine Garage wurde damals konkret ins Auge gefaßt.

Bekanntlich hatte das Haus in den Jahren, in denen die im Krieg ausgebrannte Staatsoper wieder aufgebaut wurde, als Ausweichquartier gedient. Nach der Heimkehr der Oper in ihr altes Haus waren die Besitzer des Theaters an der Wien finanziell am Ende.

Theater-Abbrüche waren damals nicht selten. Wien hatte bereits die Scala, das,Stadt- und das Bürgertheater total verloren - nicht nur als Bühnenbetriebe.

Der Wiener Gemeinderat beschloß am 10. Februar 1961, das Theater an der Wien zu revitalisieren, wie man heute sagen würde. Kostenpunkt: 80 Millionen (damalige!) Schilling. Das war sozusagen eine Rettung im letzten Moment.

Obwohl viele Schäden erst während der Sanierungsarbeiten sichtbar wurden, konnten die Termine gehalten und die Arbeiten in eineinhalb Jahren abgeschlossen werden.

Die Stadt Wien hatte damals keineswegs den Ehrgeiz, ein Theater zu führen. Sie mußte sich sozusagen mit einem Danaergeschenk anfreunden - da das Theater erhalten werden sollte, mußte auch ein Betriebskonzept gefunden werden. Es sah vor, daß das Haus als Sprech-, Opern- und

Operettenbühne sowie als Konzertsaal Verwendung finden sollte.

Heute wird seine Daseinsberechtigung längst nicht mehr in Zweifel gezogen. Dank der Übernahme durch die Gemeinde Wien überstand das Theater an der Wien die Zeit des Theatersterbens, damit wurde eines der traditionsreichsten Theater Wiens in eine Zeit herübergerettet, in der die Ermöglichung der Kultur und damit auch des Theaters als wichtige Aufgabe der Gesamtgesellschaft anerkannt ist und die Auslastung der Theater deren Anspruch auf entsprechende Subventionsmittel legitimiert.

Nun, das Theater an der Wien zählte im Spieljahr 1981/82 in 351 Vorstellungen im eigenen Haus plus zwei Gastspielaufführungen in Graz 361.000 Besucher, was einer Ausnützung des Platzangebotes von 94,58 Prozent entspricht.

211.035 Personen oder 58 Prozent sahen Vorstellungen der Eigenproduktionen „Der Mann von La Mancha", „Jesus Christ Superstar", „Evita" und „Die lustige Witwe“.

Bei einem Gesamtaufwand von 134 Millionen und Gesamterträgen von 49 Millionen wurden 36,6 Prozent der benötigten Mittel selbst aufgebracht.

Direktor Peter Weck übernahm als künstlerischer Leiter von Rolf Kut- schera ein Haus, in dem mit Operette und Musical eine Kunstgattung eine Heimstatt fand, die sonst in Wien obdachlos geworden wäre.

Eine Zahl als Beleg: Allein „Die lustige Witwe“ sahen im Theater an der Wien seit 1967 nicht weniger als 500.000 Besucher!

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