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Theologie auch für Laien

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Das reiche Spektrum an Möglichkeiten zur Glaubensbildung, das dem interessierten Christen unserer Tage zur Verfügung steht, wirft die Frage nach der Besonderheit des Bildungsangebotes der zuständigen Institutionen auf. Bekannt ist der immer noch wachsende Zuzug von Laien (auch Frauen) zu den theologischen Fakultäten; in den meisten Diözesen Österreichs wurden seit 1970 Religionspädagogische Akademien zur Ausbildung der Religionslehrer gegründet; diözesane Bildungswerke weisen ein reichhaltiges Angebot auf; die meisten diözesanen wie überdiözesanen, pfarrlichen und überpfarr- lichen Gemeinschaften und Gruppierungen mühen sich um Vertiefung des Glaubens ihrer Mitglieder. Besonderes Interesse fanden und finden auch die verschiedenen Medienverbundprogramme zur Glaubensbildung.

Offensichtlich geben die „Wiener Theologischen Kurse“ und der „Femkurs für theologische Bildung“, die seit der Gründung 1940 und 1950 als einzige Institutionen für eine umfassendere Glaubensbildung von Laien verantwortlich waren, immer mehr dieser Funktionen an andere Institutionen und Gremien ab. Daraus erwächst die Frage, welche Aufgabe diesen Kursen für die Gegenwart und Zukunft zukommt.

Ein beredtes Zeugnis liefert die Zahl der Teilnehmer: bisher 7705 in den „Wiener Kursen“ und 15.862 in den „Femkursen“. 1978/79 waren es in beiden Institutionen 1641 Katholiken (vereinzelt auch evangelische Christen), die nicht nur inskribiert waren, sondern auch an Sozialphasen teilgenommen haben.

Zum Unterschied vom universitären Theologiestudium ermöglichen die Einrichtungen der Theologischen Kurse nebenberufliche Beschäftigung mit Theologie. Als besonderen Vorteil bezeugen die Teilnehmer auch, daß eine theologisch fundierte systematische Gesamteinführung in das Glaubensverständnis geboten wird (dies betrifft vor allem den 27monatigen „Theologischen Kurs“ und den neunmonatigen „Neuen Glaubenskurs“), die im Rahmen einzelner kirchlicher Gruppierungen wohl kaum oder nur selten möglich ist. Nach Abschluß wird den Teilnehmern ein weit gefächertes Programm an Möglichkeiten zur Fortbildung angeboten. Auch im einzelnen zeigt der Gewinn, den die Teilnehmer nach ihren eigenen Angaben aus dem Besuch der Kurse ziehen, wie sehr diese Einrichtung besonderen Nöten der Kirche in unseren Tagen entspricht.

Viele Teilnehmer suchen und finden Hilfen dazu, ihren Glauben vor sich selbst und anderen verantwortet zu leben und glaubwürdig zu bezeugen: zentrale Fragen nach dem Selbstverständnis der Kirche, nach dem Wesentlichen de,s Christentums (auch im Vergleich mit den Religionen der Völker), der christlichen Lebensgestaltung werden durch das private Studium der schriftlichen Unterlagen und vor allem in der gemeinsamen Arbeit in den Sozialphasen unter Führung von Fachtheologen und fachkundigen Theologen reflektiert.

Dieses Interesse, den Glauben unter geänderten Fragestellungen einer sich ständigen wandelnden Kirche und Gesellschaft zu bedenken, gilt dabei selten nur der privaten Fortbildung; gerade in den letzten Jahren zeigt sich immer deutlicher, daß beinahe jeder der Teilnehmer in irgendeiner Weise Multiplikator sein will - in Familie, Beruf, Gemeinde oder in anderen Bereichen kirchlichen Lebens. Viele qualifizieren sich für einen ehren-, mitunter auch neben- oder hauptamtlichen Dienst in der Kirche.

Seit den Anfängen dieser Kurse war die Leitung darum bemüht, sensibel für die konkreten Bedürfnisse der Kirche zu sein. Dies führte zur Einrichtung unterschiedlicher Kursmodelle. Diese reichen vom umfassenden und systematischen 27monatigen „Theologischen Kurs“ über den 9monatigen „Neuen Glaubenskurs“ bis zu einem Kurzkurs von 4 bis 16 Abenden („Wiener Glaubensseminar“). Auch die Durchführung der Kurse (im Rahmen der Wiener Kurse durch Kursveranstaltungen am Stephansplatz-bzw. als Femkurs durch Zusendung des Studienmaterials und durch Teilnahme an Studienwochen) kann unterschiedlichen Erfordernissen interessierter Christen entgegenkommen.

Eine unmittelbare Hilfe für die Vermittlung leisten zwei „Didaktisch-methodische Kurse für theologische Erwachsenenbildung“, die theologisch bereits vorgebildete Teilnehmer in Theorie und Praxis einer zeitgemäßen und möglichst effektiven Vermittlung von Theologie einführen. Der eine dieser Kurse gilt der Vermittlung des Glaubens an alle Altersstufen und führt erfahrungsgemäß in vielen Pfarren und anderen kirchlichen Bereichen zu einer Verlebendigung der Verkündigung; der andere - eine Neueinführung seit Herbst 1979 - dient im besonderen der Frage, wie der Glaube zeitgemäß an ältere und alte Menschen vermittelt werden könnte.

In den Kinderschuhen steckt noch ein anderes Projekt, das wohl auch eine besondere Not der Kirche in unseren Tagen treffen könnte: eine Schulung von Multiplikatoren theologisch geprägter Jugendarbeit.

Im ganzen darf aus den Früchten des 30- und 40jährigen Bestandes dieser beiden Institutionen wohl gefolgert werden, daß sie durch ihre überpfarrliche und überdiözesane Struktur weitreichende Möglichkei-

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