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Thesen zum Fall Küng

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1. Man muß in der Kirche zwischen Botschaft und Botschaftern unterscheiden. 2. Die Botschaft ist unfehlbar, die Botschafter sind fehlbar. 3. Die Botschaft gilt immer, die Botschafter leben heute. 4. Die fehlbaren Botschafter müssen die unfehlbare, immer gültige Botschaft heute verkünden. 5. Wahrheit ist tot, wenn sie niemanden betrifft- 6. Lebendige* Wahrheit verändert das Leben, Gewalt aber,vernichtet es, 7. Wenn die wahre, unfehlbare, immer gültige Botschaft unser Leben verändern soll, müssen die fehlbaren Botschafter Fehler riskieren. 8. Fehlbare Botschafter können auch aus Schwäche und Eitelkeit Fehler machen. Auch Petrus war schwach. 9. Schwache und eitle Botschafter können aber zugleich kluge, aufrechte und gläubige Menschen sein. 10. Wenn fehlbare Botschafter um die Wahrheit der unfehlbaren, immer gültigen Botschaft für uns heute ringen, müssen Maulkörbe dem Verständnis weichen. Verständnis aber wurzelt in der christlichen Haupttugend, der Liebe. Dr. Josef Flachenecker 1030 Wien

Hinaus mit ihm!

Zu den zahlreichen treffenden Ausführungen über Küng, der so tut, als wäre er der „größte Theologe aller Zeiten", möchte ich noch hinzufügen, daß sein Vortrag zum Thema „Woran man sich halten kann" insofern mit so großem Beifall aufgenommen wurde, weil man sich fortan an überhaupt nichts mehr zu halten braucht. Wenn Herr Küng jetzt unzählige „Solidaritätsbekundungen" erhält, die sogar von einzelnen Bischöfen toleriert werden, so ist das ein Zeichen für den desolaten Zustand der katholischen Kirche und unserer Gesellschaft, an dem Herr Küng mitschuldig ist. Er kann ein ehrenwerter Mensch sein. In der katholischen Kirche hat er - schon gar nicht als Lehrer - nichts zu suchen. Er ist ein innerer Feind der Kirche und trachtet die Glaubenssätze durch einen „wissenschaftlich durchdachten" Gott zu ersetzen. Hinaus mit ihm!

Christian Panhofer 6020 Innsbruck

Demut fehlt!

Der Konflikt zwischen der Hierarchie der Kirche und Herrn Prof. Küng zeigt mit erschreckender Deutlichkeit, daß Unversöhnlichkeit eine der Versuchungen der heutigen Zeit ist. Man findet Befürworter des autoritären Vorgehens der Kirche, die

darin ein m. E. gefährliches Zeichen gesellschaftspolitischer Gültigkeit erblicken; genauso findet das Festhalten an festgefahrenen Meinungen seine Befürworter. Woran es mangelt, sind ehrlich bemühte Christen, die in Demut versuchen - wie Herr Gaspari (Nr. 3) -, etwas zur Beilegung der Auseinandersetzung beizutragen. ,iw sin naaen m KaTlFis!ier 1140 Wien

ökumenomanie

Ein jeder heutige Christ ist von den Worten Christi überzeugt, daß „alle eins" sein sollen und das Ärgernis der Kirchenspaltung aufgehoben gehörte. Uneinig ist man sich nur über Mittel und Wege hiezu und über das Tempo, in dem diese Einheit erreicht werden sollte. Sicherlich läßt sich das nicht von heute auf morgen verwirklichen; eine Einheit um jeden Preis, auf Kosten der eigenen Glaubenssubstanz, wie sie Küng von seiner Kirche verlangt, die er mit den übrigen möglichst rasch zu einem Ein-

heitsbrei verrühren will, das ist nicht Ökumenismus, sondern ökumenomanie ...

Prof. Alfred Palka 5023 Salzburg

Engel mit Schwert

Warum nimmt die katholische FURCHE im „Fall Küng" keine klare und eindeutige Stellung für den Heiligen Vater ein und bringt verwässerte Artikel wie den in der Nr. 2? In der Angelegenheit Lefebvre konnte man.sich, nicht ,genug ereifern über die Gehorsamspflicht dem Heiligen Vater gegenüber, und bei Küng, der Dogmen in Frage stellt und den Papst schwerstens brüskiert, beruft man sich scheinheilig auf die Freiheit der Lehre. Wo bleibt das in der nachkon-ziliaren Zeit so oft zitierte Wort „Roma locuta - causa finita"? Meiner Ansicht nach müßte das katholische Österreich und vor allem sein Episkopat aufstehen und sich wie ein Engel mit flammendem Schwert vor den Heiligen Vater stellen!

Hermine Fitzthum Hohe Wand

Privat-TV

Der Abg. Blecha weiß es sicher besser, als er vorgibt, denn er kennt die Materie. Aber weil er natürlich nicht für privates Fernsehen sein kann, kommt er zu recht eigenwilligen Interpretationen. Das angebliche Chaos der privaten TV- und Hörfunkstationen in Italien entspringt u. a. einem aufwachenden kommunalpolitischen Interesse, wie mir italie-nischetTVfLeute rbei den J.ntejaatioT nalen Werbefilmfestspielen berichtet hab.enpr.angebhchefpae einer italienischen Station ist bei immerhin mehr als 500 (!) Sendern nicht typisch für Privat-TV. Inde-pendent Television in England macht sein sehr gutes Programm allein ausgerichtet nach den Zuseherzahlen und bietet darüber hinaus seinen Auftraggebern, der Werbewirtschaft, einen ausgezeichneten Service - wohingegen der ORF seinen Kunden gegenüber, die ihm etwa 40% seiner Einnahmen bringen, sich immer wieder .durch neue und überraschende Vorschriften auszeichnet... Das Ärgerlichste an den Diskussionen um ein Privat-TV ist immer wieder die Bevormundung der Seher, was ihnen frommt und gefallen muß...

Heinz Röttinger 1040 Wien

Nicht nur Wirtschaft

Felix Butschek ist Wirtschaftsexperte und zweifellos zuständig, wenn es um Fragen der Erhaltung der Vollbeschäftigung, des Abbaus des Han-delsbilanzdefizites, der Eindämmung der Inflation usw. geht. Wenn aber menschliche Werte („Vom Sinn zum Unsinn", Nr. 49) zur Sprache gebracht werden, dann ist die Relevanz seiner Meinungen nicht größer als die irgend eines anderen x-beliebigen Staatsbürgers, es sei denn, der Autor huldige dem Imperialismus der ökonomischen Denkweise, demzufolge wirtschaftliche Werte absoluten Vorrang vor allen anderen Werten genießen. Den Aussagen Butscheks käme nur dann größeres Gewicht zu, wenn er die engen Grenzen seines Faches verließe, nicht nur bei Industriekapitänen, Gewerkschaftsbossen und Parteifunktionären (die ihm alle für seinen Artikel gewiß Beifall klatschen werden) Meinungen einholte, sondern sich auch bei Medizinern, Sozialpsychologen, Ökologen usw. danach erkundigte, wie gut (oder wie schlecht) die Menschen und die Natur die Anforderungen des Industriesystems vertragen...

Karl Niederer 8010 Graz

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