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Thöny — Mairhofer

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Die Galerie Würthle in Wien zeigt derzeit ihre wohl bisher schönste Ausstellung von Bildern, Aquarellen und Zeichnungen Wilhelm Thönys, der einer der markantesten und feinsinnigsten Künstler Österreichs in diesem Jahrhundert war. 1888 in Graz geboren, wurde er ursprünglich als Pianist und Sänger ausgebildet, studierte aber dann von 1907 bis 1914 an der Münchner Akademie bei Angelo Jank. Von 1923 bis 1931 lebte er in Graz und war Mitbegründer der Grazer Secession. Nachdem er Sich von 1931 bis 1938 in Paris und Frankreich aufgehalten hatte, ging er 1938 nach New York, wo 1948 fast tausend seiner Arbeiten bei einAn Brand vernichtet wurden und wo er am 1. Mai 1949 starb.

Thönys Kunst hat vor allem in seinen Aquarellen und Zeichnungen einen sehr lauteren und intimen Charakter, der in seiner schwebenden atmosphärischen Preziosität Zartheit mit Esprit verbindet und eine besonders geglückte Synthese eines gemäßigten Expressionismus mit französischer Anmut und Sinn lichkeit darstellt. In den Ölbildern, in denen er weniger den Schmelz der Materie einsetzt, gewittert als österreichisches Erbe manchmal etwas Unheimliches, so im fahlen Licht des „Selbstbildnisses mit Gattin“ oder im fast Munch’ischen „Klostergarten“ der Ausstellung. Subtil verstand er es gedämpfte auf verschiedene Grau reduzierte Farben mit farbigen Akzenten zu verbinden, wie im Bild des „Herrn und Diener“, und war von dem Prunk der alten Uniformen ebenso fasziniert wie vom eigenartigen Licht und den frischen Grün der Ile-de-France und dem sonnenbeschienenen Süden. Die Aquarelle der Ausstellung, die zu seinen letzten gehören, sind eine besondere Augen weide und Beispiele einer besonders spirituellen Meisterschaft in dieser diffizilen Kunst. Ihre zarten Schleier, mit äußerster Empfindsamkeit für Nuancen gesetzt, erwecken mit geistvollen Kürzeln (wie etwa in der Wassersäule im „Brunnen im Park“) Atmosphäre, Licht und Raum in einer Empfindung die an das Dix- huitiėme erinnert, während ihre hingehauchte, fragile Zerbrechlichkeit eher dem Fin de siede angehört.

In den New Yorker Ansichten wird hingegen die prickelnd glitzernde Härte der Metropole spürbar, während das „Begräbnis von Maginot“ mit seiner frappanten Komposition die großartige Reduktion eines Erlebnisses auf einen ausdrucksstarken Formkomplex darstellt. Auch die Zeichnungen sind in dieser hervorragenden Ausstellung entweder von empfindsamer Sinnlichkeit oder gespannter anekdotischer Verhaltenheit. Man sollte es nicht versäumen ihr einen Besuch abzustatten.

Der Holzbildhauer Hans Mairhofer- Irrsee, dar im Internationalen Künst- lerklub im Palais Palffy Skulpturen und Graphiken zeigt, ist — 1914 geboren — bäuerlicher Herkunft und seiner Ausbildung nach Autodidakt. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild-Hauer, denn er bedient sich bei seinen Arbeiten gern einfach des Beils um seine Gestalten aus den Stämmen, aus denen sie gleichsam herauswachsen, zu hauen. Dabei entstehen zum Teil recht eindrucksvolle Figuren, wie etwa der „St. Isidor“, der „Landbettler“, „Job“, „Hl. Florian“, „Angela“ und „Mutter mit Kind“, deren Form einen allem Anschein naefi echten naiven rustikalen Expressionismus aufweist, der manchmal barocke oder gotische Anklänge besitzt und in der Volkskunst verwurzelt ist. Bei seiner ursprünglichen bildhauerischen Begabung müßte er allerdings darauf verzichten können bei manchen seiner Büd- werke durch eine Bemalung Verwitterung und Alter vorzutäuschen, die, da sie nicht organisch gewachsen ist, besonders stört. Auch die Graphik zeigt Elemente eines echten derben Expressionismus und erinnert manchmal an Rohlfs. Besonders erwähnenswert ist noch, daß eine im Katalog abgedruckte Leseprobe aus einer „Selbstbiographie“ ein beachtliches erzählerisches Talent beweist, dessen plastische Ausdruckskraft einen Verlag auf sich aufmerksam machen müßte und daß Hans Mairhofer mit seinem „Irrseer Heimathaus“ eigenhändig „eines der umfassendsten und originellsten lokalen österreichischen Volkskundemuseen“ gebaut hat. Eine durchaus originelle und eigenartige Persönlichkeit, die verdienen würde auch in einen anderen Rahmen gestellt zu werden.

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