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Thöny — Manessier

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Am 1. Mai waren es genau 25 Jahre, daß Wilhelm Thöny in New York erst Gljährig starb, nachdem ein Jahr vorher fast tausend seiner Arbeiten bei einem Lagerbrand vernichtet worden waren. Aus diesem Anlaß widmet ihm die Galerie Würthle in der Weihburggasse eine erstaunlich qualitätvolle Verkaufsausstellung. Der 1888 in Graz geborene Thöny, der ursprünglich als Pianist und Sänger ausgebildet wurde und an der Münchner Akademie bei Amgelo Jank studierte, hatte lange Jahre in Frankreich und dann von 1938 an in den USA gelebt. Entgegen früheren Ausstellungen in der Galerie Würthle, der die Pflege des Werkes dieses feinsinnigen und exzellenten Malers immer eine Herzenssache war, liegt diesmal das eigentliche Schwergewicht auf den Ölbildern und Zeichnungen, während die Aquarelle Thönys, mit denen er im internationalen Spitzenfeld seiner Zeitgenossen liegt, mehr in den Hintergrund treten. Die etwa. 15 Ölbilder kleinen Formats erweisen ihn als geistreichen Maler, der in seinen Bildnissen — „Herr im Frack mit Orden“ und „Japanischer Gesandter“ — gelegentlich an den jungen Ko-. koschka und in seinen Landschaften an Vlarninck und Dufy erinnert, aber an die transparente Schönheit seiner die Sujets oft fast märchenhaft verzaubernden Aquarelle in dieser zäheren Materie nicht ganz herankommt Unter den Zeichnungen, die Thöny in seinen Veduten als eindringlichen Schilderer von Essenz und Atmosphäre zeigen und in seinen Typen und Szenen als scharf-Sinnigen und scharfsichtigen Illustrator, ragen die drei unerhört dichten Ansichten von Paris hervor. Aber auch die Mehrzahl der anderen Arbeiten, besonders die „Landschaft mit Zug“, die „Kreuzabnahme“, Golgotha I“, „Porträt Edwin Scharff“, .Panik“, „Im Cafe“.

„Picasso“, „Herr im Frack“, „Überführung des Marschalls Lyautey“, unterstreichen die sensible Brillanz dieses bedeutenden Künstlers. Eine sehenswerte Ausstellung.

Bald nach dem Zweiten Weltkrieg galt Alfred Manessier neben und nach Rouault als der bedeutendste sakrale Maler Frankreichs. Eine umfassende und wirkungsvoll arrangierte Ausstellung im Museum des XX. Jahrhunderts im Schweizergarten gibt Gelegenheit, sich mit seinem Werk auseinanderzusetzen: Sie beweist unter anderem, daß Manessier, der 1911 in Saint-Ouen geboren wurde und zu der „Gruppe junger Mader der französischen Tradition“ gehörte, anfangs unter dem Einfluß seines Gefährten Singier stand, der wie er bei Roger Bissiere an der Academie Ranson studiert hatte. Bissieres Einfluß ist auch bei Manessier nachweisbar, der aber um 1958 zu einem eigenen Stil kommt, der damals noch in den abstrakten Bildern der „Quellen“, „Tote Gewässer“, „Der Wirbel“ Zusammenhänge mit dem Jugendstil aufweist. Manes-siers Gruppe wurde damals als „Maler eines abstrakten Impressionismus“ bezeichnet und nicht nur Arbeiten wie die „Hommage ä Corot“ machen dies verständlich. Manes-siers malerische Form besteht im wesentlichen aus in sich verzahnten, unregelmäßig fließenden Formen, die sich zu einem Muster in sich differenzierter Farbflächen schließen. Dabei fällt auf, daß die Bildflächen keineswegs ausgeglichen und organisiert erscheinen, eine Tatsache, die für einen Vertreter der französischen Tradition, der als Architekt begann, besonders auffällig ist. Die starke Betonung der religiösen Themen, die sich nicht unbedingt immer in der Gestalt, sondern mehr in der Titelwahl ausdrückt, unterstreicht auch die An-

regumgen, die Manessier sichtlich von den Glasfenstern von Chartres, Bounges und Rheims erhalten hat. Seine Farbwahl und die Setzung von Kontrasten mit den frei spielenden Gitterstrukturen, die die Verwandtschaft mit den Verbleiungen der Vitraiis betonen, ist geschmackvoll

und im Reichtum der Flächenbehandlung überzeugend Die Serie der 12 Wandteppiche über die Themen der geistlichen Gesänge des spanischen Mystikers San Juan de la Cruz bestätigt ihn als einen Dekorateur von hohem Rang.

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