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Tief verwurzelt im Christentum

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Wie viele Europa gibt es eigentlich? Das Europa der Geographen ist ejn anderes als das „kleine Europa“ eines Schuman, Degasperi oder Adenauer; Europa in Straßburg ist nicht einfach das „christliche Abendland“. Hat dieser Kontinent noch eine gemeinsame Identität?

„Im Kreuz ist Hoffnung“ ist das Thema einer Feier auf dem Heldenplatz im Rahmen des österreichischen Katholikentages. Wenn das heute so kleine Österreich, Erbe und Rest einer Großmacht, die die europäische Geschichte in einer sehr charakteristischen Weise mitgeprägt hat, nach seiner Hoffnung und Zukunft ausschaut, kann es dies nur im Blick auf ganz Europa. Sein Glück oder Unglück wird maßgeblich von der Politik der „Großen“ bestimmt, die es wegen seiner Lage als Puffer oder als Brük- ke verwenden können. Die Frage nach der Identität Europas ist also auch eine Zukunftsfrage für Österreich. Hier muß der Katholikentag, dem man vorgehalten hat, von seinem Thema her eher harmlos und unpolitisch zu sein, politisch werden, also an das Ganze denken.

Die Geschichte und das Gesicht dieses Kontinents sind tief vom Christentum geprägt. Es hat Europa eine gemeinsame Identität gegeben. Die geistigen Umwälzungen in der europäischen Geistes-, Kultur-, Religions- und Staatengeschichte gehen wesentlieh auf christliche Wurzeln zurück.

Einst hat man sich ein christliches Europa und ein „heiliges Österreich“ nur denken können in einer Identifikation von Staat und Kirche, von Thron und Altar. Heute setzt das Christentum in erster Linie auf die Überzeugung und Entschiedenheit der einzelnen Christen, auf ihre Glaubenskraft und Solidarität. Die Solidarität der Christen Europas kann Grenzen überschreiten und Mauern überspringen.

Die Hoffnung für Europa kann nicht das Ergebnis einer Hochrechnung des Rüstungspotentials oder der ökologischen Verhältnisse sein. Sie ergibt sich letztlich aus dem Glauben an Gott, der in Christus sein Ja zur Welt gesprochen hat als sein letztes, definitives und geschichtsmächtiges Wort.

In diesem Glauben wird der Papst ein Kreuz auf dem Heldenplatz errichten, wird die Bergpredigt gelesen und das gemeinsame Glaubensbekenntnis aller Christen, das Vaterunser, gebetet.

Europa unser: Wenn es auch keine Vereinigten Staaten von Europa gibt oder zu geben braucht, so braucht Europa doch das Bewußtsein, daß es nur in der trotz aller Verschiedenheit der Völker gemeinsamen Zustimmung zur Identifikation mit den geistigen und geistlichen Kräften dieses Kontinents eine Zukunft hat. Es braucht den Glauben, daß sich Gott seiner angenommen hat, wie es im Magnificat wohl auch Europa verheißen ist.

Der Autor ist Pastoraltheologe an der Katholisch-Theologischen Hochschule Linz.

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